Die wärmeren Temperaturen motivieren wieder dazu, etwas für die Gesundheit zu tun. Mit Kneipp kommen wir beschwingt in den Frühling.
Frühjahrsmüdigkeit, Zeitumstellung – unser Körper hat in den Frühlingsmonaten ganz schön zu tun. Um ihn zu stärken und bei diesen Herausforderungen zu unterstützen, können wir gut auf Kneipp zurückgreifen. Seine Anwendungen sind das perfekte Beispiel, wie sich in der Naturheilkunde mit einfachen Mitteln gezielte Wirkungen erreichen lassen. Sie aktivieren den Stoffwechsel und kräftigen unser Immunsystem, das nach den Wintermonaten und den durchgestandenen Infekten ein bisschen gebeutelt sein mag. Sebastian Kneipp sprach von «Abhärtung» – für ihn einer der wesentlichsten Faktoren, um gesund und vital zu bleiben.
Als «natürlichstes und einfachstes Abhärtungsmittel» bezeichnete er das Barfußgehen. Das können Sie immer und überall tun; bei uns im Eisenmoorbad bietet sich natürlich der Barfußpfad an. Eine besondere Variante ist das Tautreten: Sie gehen einfach 3 bis 5 Minuten durch das taufeuchte Gras und ziehen sich danach wieder warme Socken an. Einen noch stärkeren Kältereiz erreichen Sie beim Wassertreten: Im Kneippschen Storchengang (Knie hoch, Fußspitze nach unten) waten Sie langsam durch das kalte Wasser. Das kann in einem Bach oder zu Hause in der Badewanne oder einem Becken sein. Im Eisenmoorbad ist unsere Anlage im Kneipp-Therapiezentrum durchgängig geöffnet, und ab dem 22. März sind auch die Außenanlagen wieder mit Wasser gefüllt. Sowohl Tau- wie Wassertreten verbessern die Durchblutung, mindern die Anfälligkeit für Infekte und harmonisieren das vegetative Nervensystem.
Güsse: kunstvolle Wasseranwendungen
Einen wesentlichen Bestandteil von Kneipps gut dokumentiertem Behandlungskonzept bilden die Güsse. «Wer das Gießen versteht, ist ein Künstler in der Heilkunde», so seine feste Überzeugung. Sie wirken nicht nur gezielt auf einzelne Körperteile, sondern auch ganzheitlich auf unsere gesamte Konstitution. Ursprünglich wurden Gießkannen für Güsse verwendet, heute nutzen wir spezielle Aufsätze. Zu Hause können Sie aber auch einfach einen Schlauch verwenden. In der Dusche schrauben Sie dafür den Brausekopf ab.
Achten Sie bei allen Güssen auf eine entspannte Körperhaltung und eine ruhige, gleichmäßige Atmung. Bei kalten Güssen atmen Sie am besten vor dem Kältereiz ein und während des Reizes aus. Bei Wechselgüssen dauert die Warmwasserphase länger (ca. 1 bis 2 Minuten) als die Kaltwasserbehandlung (ca. 20 Sekunden). Grundsätzlich gilt: Der Wasserstrahl wird von den äußeren Körperpartien zum Herzen hin geführt.
Vom Knie- bis zum Vollguss
Nehmen wir das Beispiel des (kalten) Kniegusses: Sie fangen bei den Zehen des rechten Fußes an, führen den Wasserstrahl über den Fußrücken außen herum zur Ferse, die Wade hoch bis über das Knie, verweilen einen Moment und gehen auf der Innenseite des Unterbeins wieder zurück zur Ferse. Dann kommt das linke Bein und eventuell auf beiden Seiten eine Wiederholung. Am Ende können Sie zusätzlich die Fußsohlen kurz abspülen.
Beim Schenkelguss verfahren Sie genau gleich, führen das Wasser an der äußeren Rückseite bis zum Gesäßmuskel hoch, verweilen dort ein paar Sekunden und gehen auf der inneren Rückseite zurück. Danach folgt dasselbe Prinzip auf der Beinvorderseite bis zur Leistenbeuge und wieder runter. Für den Armguss beginnen Sie beim Handrücken der rechten Hand, führen den Wasserstrahl außen am Arm hoch bis zur Schulter und auf der Innenseite abwärts. Dasselbe wiederholen Sie mit dem linken Arm.
Nach der morgendlichen warmen Dusche können Sie zudem den Schenkel- und den Armguss mit Kaltwasserreiz kombinieren. Damit haben Sie eine einfache Variante des Vollgusses vollzogen – quasi die Königsdisziplin unter den Güssen.
Alle kneippschen Güsse regen das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel an, erhalten die Elastizität der Gefäße und verringern die Infektanfälligkeit.
Ein regelrechter Muntermacher, der sich auch gut für die Mittagspause (nach dem Essen) eignet, ist das kalte Armbad. Dafür lassen Sie einfach kaltes Wasser (12 bis 18 °C) ins Waschbecken oder ein anderes passendes Gefäß laufen und tauchen beide Arme bis zur Mitte der Oberarme hinein. Verweilen Sie 30 bis 40 Sekunden und fertig ist der Frischekick.
Kraft der Kräuter
Neben den Wasseranwendungen eignet sich noch etwas besonders für eine Frühjahrskur nach Kneipp: die frischen Kräuter, die nun wieder sprießen. Ob Bärlauch, Löwenzahn, Giersch oder Gänseblümchen – in Wildkräutern steckt geballte Power. Leicht gemacht sind beispielsweise ein Salat mit Wildkräutern, eine Wildkräutersuppe oder Pasta mit Wildkräuterpesto.
Als Kraut gegen Frühjahrsmüdigkeit empfiehlt sich insbesondere die Brennnessel, die laut Kneipp zu Unrecht verachtet werde, wo sie doch «für den Kenner den größten Wert» habe. Für eine Teekur verwenden Sie am besten frische Triebe und trinken während 6 Wochen jeden Tag drei Tassen. Alternativ nehmen Sie getrocknetes Brennnesselkraut. Und: Natürlich ist der Tee ungesüßt am gesündesten.
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Autorin: Badeärztin Dr. med. Iris Kröber arbeitet seit Oktober 2012 im Eisenmoorbad als Oberärztin Ambulanz. Sie ist Fachärztin für Kinderheilkunde mit Zusatzqualifikation für Physikalische Therapie und Balneologie. Mit einer weiteren Zusatzqualifikation als Notärztin leistet Sie auch Dienste beim DRK im Landkreis Wittenberg.