Perfekt für Kneipp-Anfänger: Auch milde Anwendungen härten ab

Leben mit Endometriose

Endometriose ist eine gynäkologische Erkrankung, im Zuge derer oftmals multiple körperliche Symptome und Schmerzen bestehen. Das Erleben dieser Beschwerden steht in enger Wechselwirkung mit der Psyche.

Zudem werden im Zusammenhang mit der Krankheit häufig negative Auswirkungen auf eine selbstbestimmte und aktive Lebensgestaltung berichtet. Viele Betroffene nehmen starke Einschränkungen in der Bewältigung des Alltags wahr. Daneben ergeben sich Veränderungen im sozialen Umfeld. Da die Erkrankung bei den Meisten nach außen nicht sichtbar ist, wirken die Frauen gesund. Für das Umfeld ist es so schwer nachzuvollziehen, warum die Erkrankten nicht mehr so leistungsfähig sind. Betroffene erleben u. a. Unverständnis und Zweifel bis hin zu Abwertungen und Abwendung, was negative Auswirkungen auf die psychische Verfassung der Patientinnen hat. Die Frauen beginnen an sich zu zweifeln oder ziehen sich vermehrt zurück.

Diese Selbstzweifel können zusätzlich verstärkt werden durch die operativen Eingriffe, die die Unversehrtheit des Körpers zerstören. Patientinnen sind u. a. konfrontiert mit Narben, Schmerzen, Veränderungen des Körperbildes, was sich auf die Eigen- und Selbstwahrnehmung als Frau auswirken kann.

Langer Behandlungsweg

Gleichzeitig ist die Hoffnung auf Linderung oder sogar Heilung durch die durchgeführten Behandlungsversuche wie z. B. die Operationen oder Hormontherapien hoch. Umso größer ist dann der Schock, wenn erneut Beschwerden auftreten. Hierdurch werden die Ängste, Zweifel an sich, aber auch an den Ärzten und den Behandlungswegen verstärkt. Viele versuchen alternative Therapiemöglichkeiten zu nutzen, um beispielsweise Einfluss auf die vielfältigen Symptome oder die Schmerzen zu nehmen. Hierbei ist viel Eigeninitiative nötig, um die für sich passenden Therapieoptionen und die entsprechenden Fachleute, bei welchen man sich gut betreut und ernst genommen fühlt, zu finden.

Betroffene müssen sich immer wieder aufs Neue auf die Erkrankung einstellen. Dies stellt vor allem für die Psyche eine Herausforderung dar und kostet Kraft. So berichten Patientinnen mit Endometriose häufig von anhaltenden Phasen der Erschöpfung sowie einem erhöhten Ruhebedürfnis und einer Reduktion der gewohnten Leistungsfähigkeit.

Neue Blickwinkel

Demnach kann die Erkrankung zu vielen Belastungen und Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche, die Alltagsbewältigung sowie die Psyche führen. Dennoch ist es wichtig, die Hoffnung nicht aufzugeben und immer wieder nach vorne zu schauen sowie nach möglichen Lösungsansätzen für die eigene Alltags- und Lebensgestaltung zu schauen.

Wie kann ich es schaffen, trotz der Erkrankung meinen Alltag zu meistern?

Wo muss ich akzeptieren, nicht mehr wie gewohnt zu funktionieren?

In welchen Situationen muss ich lernen, mehr auf mich, meine Grenzen und meine Bedürfnisse zu achten?

In welchen Bereichen des Lebens ist es mir bereits gelungen, Abläufe und Dinge zu verändern oder selbstbewusster aufzutreten?

Was habe ich durch die Erkrankung gelernt?

Wer steht zu mir und unterstützt mich?

Auf wen kann ich mich verlassen?

Diese und viele andere Fragen können helfen sich intensiver mit der Krankheit und den daraus resultierenden Folgen auseinanderzusetzen, zu lernen, diese zu akzeptieren und auch den Blick für positive Anteile und Ressourcen zu stärken. Allerdings braucht das Zeit. Zudem ist es ein Prozess der aufgrund der Chronizität der Krankheit immer wieder an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden muss. Auch Erwartungshaltungen an sich und das eigene Funktionieren, wie z. B. „Ich muss alles perfekt machen.“ oder „Ich muss genauso viel leisten wie die Anderen.“ sollten hierbei hinterfragt und korrigiert werden ebenso wie Lebensziele.

Einerseits kann es frustrierend sein, zu erkennen, dass man nicht das erreicht, was man sich für das eigene Leben (Beruf, Karriere, Familie, usw.) vorgenommen hat. Andererseits können hieraus auch Chancen entstehen und eine Umorientierung in andere Bereiche erfolgen.

Austausch mit anderen Betroffenen

Wichtig ist es sich aktiv mit sich, seinem Körper, der Erkrankung und auch den eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Dazu gehört es auch, unangenehme Gefühle wahrzunehmen und Möglichkeiten des Zulassens zu finden. Hierbei können Menschen aus dem sozialen Netz hilfreich sein, mit denen man reden kann oder die einfach nur da sind, emotional Beistand geben oder auch mal schubsen, wenn es nötig ist.

Patientinnen berichten, dass sich das soziale Umfeld durch die Krankheit sehr verändert hat. So kann es sein, dass sich einige abwenden oder abwertend und verletzend sind. Es ist aber auch möglich, dass man plötzlich Stütze und Rückhalt von Menschen erfährt, von denen man es gar nicht erwartet hat. So trennt sich manchmal sprichwörtlich die „Spreu vom Weizen“. Oftmals kann auch der Austausch mit ebenfalls Betroffenen einen stützenden Faktor darstellen. Endlich wird man verstanden und die Andere weiß, wovon man redet und wie es einem geht. So können durch die Rehabilitation Freundschaften entstehen, welche über die Zeit fortbestehen. Eine Möglichkeit, im privaten Umfeld Kontakt zu Leidensgenossinnen zu bekommen, ist das Aufsuchen von Selbsthilfegruppen. Aber auch Informations- und Beratungsangebote durch Vereine wie die Endometriosevereinigung werden als hilfreich wahrgenommen, um langfristig einen Umgang mit der Krankheit zu finden. Weitere Unterstützung kann durch psychologische Beratung, Psychotherapie sowie ggf. Paarberatung erfolgen.

Oasen für sich schaffen

Zur Bewältigung des Alltags und Routineabläufen trotz bestehender Erschöpfung und körperlicher Beschwerden, kann es sinnvoll sein, die Alltagsgestaltung einmal kritisch zu betrachten und die Tagesanforderungen entsprechend der Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit anzupassen. Wichtig ist hierbei die Integration von angenehmen Aktivitäten, kleinen Auszeiten und Entspannungsphasen, wie einem kleinen Spaziergang durch die Natur oder der Genuss einer Tasse Kaffee oder Tee. Es sollte versucht werden, trotz der Einschränkungen, eigene Ressourcen zu nutzen bzw. zu erweitern, um so Lebensqualität zu erhalten und zu fördern.

Autorin: Anja Zahn ist Dipl.-Psychologin  und psychologische Psychotherapeutin mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie und arbeitet seit 2009 als Leitende Psychologin im Eisenmoorbad.

Category : Gesundheit
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