Erna und Berta: eine ungewöhnliche Liebesgeschichte

Erna und Berta gehören zum Eisenmoorbad wie Herr Nilson und der kleine Onkel in die Villa Kunterbunt. Bestimmt haben auch Sie schon am Schwanenteich gestanden und die beiden beobachtet. Aber kennen Sie Ihre Geschichte?

Dass Erna und Berta heute so friedlich gemeinsam ihre Runden drehen, ist gar nicht so selbstverständlich, wie es aussieht. Und das aus mehreren Gründen:

1. Eigentlich heißt es ja immer: Gleich und gleich gesellt sich gern. Aber zum Glück halten es die beiden eher mit einer anderen Binsenwahrheit: Gegensätze ziehen sich an. Obschon Erna in dieser Hinsicht nicht immer treu war, aber dazu später mehr. Und Berta kann zwar wild zetern, aber nachtragend scheint sie nicht zu sein.

2. Berta war eigentlich gar nie eingeplant im Beherbergungskonzept des Schwanenteichs. Für die Pommersche Landgans war ein anderes (weniger glückliches) Schicksal vorgesehen. Aber zum Glück gibt es nicht nur in Hollywood-Romanzen, sondern auch im echten Leben überraschende Wendungen und Happy Ends.

3. Bertas Liebe galt ursprünglich einem anderen Schwan, der leider einem Fuchs zum Opfer fiel. Dass sie dieselben Gefühle auch nochmals verspüren würde, mag überraschen. Doch das Leben geht weiter. Und zu zweit ist es eben doch schöner.

So fing alles an

Aber nun der Reihe nach. Der Schwanenteich heißt ja nicht umsonst so: Schwäne gab es hier in der Geschichte des Eisenmoorbades schon lange, nur waren sie früher weiß. Die schwarzen Trauerschwäne, die ursprünglich aus Australien kommen, hielten etwa Mitte der 1990er Jahre in Bad Schmiedeberg Einzug.

Da wir aber ja von Erna und Berta hören wollen, überspringen wir die Anfänge und gehen ins Jahr 2010. Damals schenkte nämlich der ansässige Wohltätigkeitsverein dem Eisenmoorbad ein Schwarzschwanenpärchen. Nur: Kurz vor Weihnachten war der eine verschwunden, und da Schwäne einerseits nicht gerne alleine durchs Leben gehen und andererseits Trauerschwäne nicht so leicht zu finden sind, war guter Rat teuer. Auf dem Diakoniehof Rackith fand sich dann zwar kein Schwan, aber eine propere Gans, die – Sie ahnen es vielleicht – eigentlich als Gänsebraten eingeplant war. Dem Geist von Weihnachten sei Dank, dass die Verantwortlichen Gnade walten ließen.

Und so nimmt die Liebesgeschichte ihren Lauf: Über sechs Jahre lang waren die beiden ein Herz und eine Seele und machten weit über die Kur- und Stadtgrenzen hinaus von sich reden. Ihr Bekanntheitsgrad stieg so sehr, dass – angeregt von Fans – medial eine Namenssuche gestartet wurde. Wobei vor allem Schwänin Erna bis dahin noch namenlos gewesen war, während Berta auch mal Trude oder Gustl, aber eigentlich schon immer meist Berta gerufen wurde.

Die Taufe, so erinnert sich Kurdirektor Deddo Lehmann war ein regelrechtes Happening, mit „Medienaufmarsch, Sekt und Brimborium“. Und vielleicht, ergänzt er, erinnere sich Berta sogar daran: „Immer wenn ich im Anzug vorbeigehe, stimmt sie ein großes Gezeter an. Aber wenn ich am Wochenende weniger offiziell unterwegs bin, ignoriert sie mich.“

Schicksalsschläge…

Zwischenzeitlich wurde die traute Zweisamkeit kurz gestört – und zwar durch einen Schwanenherrn. Zum Leidwesen von Berta machte dieser Erna durchaus erfolgreich schöne Augen. Aber auch ihn ereilte ein frühzeitiger Tod durch heimisches Raubgetier, und Berta zeigte sich, wie eingangs erwähnt, versöhnlich.

Der schwere Schicksalsschlag kam 2016, und wahrscheinlich steckte auch hier ein Fuchs dahinter. Berta betrauerte ihren Verlust lautstark und wurde, um sie von ihrer Trauer abzulenken, nach Ogkeln zu Enten gebracht. Mit neuen Schwänen sollte sie wieder zurückkommen, aber denen war ebenfalls kein langes Verbleiben vergönnt, und langsam machte man sich im Eisenmoorbad schon Gedanken, ob man auf dem richtigen Weg sei, wie Deddo Lehmann sagt: „Bei dieser wechselhaften Geschichte stellt man sich natürlich die Frage nach dem Tierwohl und überlegt, was das Beste für alle ist. Aber Erna und Berta waren und sind Kult. So viele Gäste und Patienten schauen als erstes, ob die beiden noch hier sind.“

Ende gut, alles gut

Zum Glück gestaltete sich das neue Kapitel erfreulicher. Als aus Bayreuth 2018 zwei neue Schwarzschwäne geholt wurden, war zwar erst einmal unklar, wie Berta auf die beiden reagieren würde. Zu Beginn war sie nämlich äußerst zurückhaltend.

Aber dann hat sie ihr Herz doch wieder an den einen verloren! Und seither ziehen Berta und die neue Erna erneut ihre gemeinsamen Kreise, als ob nie was anders gewesen wäre.

Wir sind guter Dinge, dass diese Liebesgeschichte noch lange anhält. Denn die gefiederten Freundinnen können gut und gern 20 bis 30 Jahre alt werden. Und seit mit dem neuen Gradierwerk die Umgebung des Schwanenteiches weniger Rückzugsort für Füchse oder Waschbären bietet, kam es zu keinen weiteren Überfällen. In diesem Sinne: ein rundum glückliches Ende.

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Übrigens

Sollten Sie Erna und Berta im Winter einmal nicht auf oder beim Teich erspähen, muss Ihnen das keine Sorgen bereiten. Bei eisigen Temperaturen werden die beiden nämlich ins Palmenhaus gebracht, weil Erna als Trauerschwan empfindlicher ist als heimische Wasservögel. Dann heißt es für die beiden: Urlaub unter Palmen.

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Autorin: Bettina Bichsel bloggt für das Eisenmoorbad rund um Lesenswürdiges, Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches.

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Foto: Peter Blei

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