Blütenpracht und Feiertagsgenuss Magnolie

Bäume mit Geschichte

Beim Spaziergang durch unsere Kuranlagen fällt der herrliche alte Baumbestand auf, der ganz wesentlich deren Atmosphäre prägt. Die ältesten Bäume haben nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern sind auch Zeitzeugen der Anfänge des Eisenmoorbades vor 145 Jahren.

Im Kurpark fallen zunächst die imposanten alten Buchen auf. Der mächtigste und wohl auch älteste Baum ist eine alte Blutbuche, die am Radfahrerdenkmal ihr Geäst weit ausstreckt und mit ihrem zerfurchten Stamm Ehrfurcht gebietet. Mit 4,42 Metern Stammumfang kann sie auf über 200 Jahre zurückblicken. Aber auch einige Eichen und Schwarzkiefern haben bereits zur Zeit der Gründung des Eisenmoorbades vor 145 Jahren den heutigen Kurpark beschattet.

Zeugen der baulichen Veränderungen

Zwei ebenfalls imposante Bäume sind die riesigen, über 100-jährigen Platanen auf dem Kurplatz neben dem Zeitungskiosk. Um etwa 1900 markierten sie den Straßenverlauf der Eilenburger und Moschwiger Straße. Beide Straßen gibt es in dieser Form nicht mehr; selbst ihr Verlauf lässt sich in der heutigen Gestaltung der Kurpromenade nicht mehr ablesen. Einzig die beiden großen Bäume geben einen Hinweis auf das frühere Straßenbild.

Die vier hohen Rosskastanien, die trotz umfangreicher Baumaßnahmen bis heute vital und gesund auf der Wiese vor dem Café Piano stehen, sind heute etwas versteckt. 1881 aber, als das alte Badehaus in Betrieb ging, flankierten sie dessen Eingang.

Blütenpracht und Lebensraum

Anfang und Ende unseres Barfußpfades ist in einer alte Lindenallee hinter der Reha-Klinik 1. Die alten Bäume gehören zu einer Allee, die um 1880 von der Kurpromenade vorbei an der Pension Stein (heutige Jugendstil-Villa), die Tennisplätze streifend zum Moschwiger Mühlbach führte. Heute sind diese Bäume wahre Veteranen mit vielen Höhlen und Höhlungen, die Lebensraum für eine vielfältige Fauna bieten.

Ein ganz besonderer Baum ist die Tulpen-Magnolie direkt am Kurhaus. Dieser Baum beeindruckt nicht mit Größe, sondern mit seinem malerischen Wuchs und einer unglaublichen Blütenfülle, die er in jedem Frühjahr hervorbringt. Bereits auf Fotos, die kurz nach der Eröffnung des Kurhauses im Jahre 1907 entstanden, kann man die Magnolie als kleines junges Bäumchen erkennen.

Besondere Kraft und Ausstrahlung

Alte Bäume mit ihren breiten, schattenspendenden Kronen und charakterstarken Erscheinungen genießen seit jeher hohe Wertschätzung. Sie verbreiten eine wohltuende Atmosphäre, geben Geborgenheit. Unter ihnen zu sitzen, lässt uns zur Ruhe kommen, öffnet den Blick für die Schönheit der Natur, gibt neue Kraft, erdet uns. Der Gartenpoet Karl Foerster hat das einmal in folgende Worte gefasst:

Wir brauchen im Garten, am Haus oder in nächster Nachbarschaft ein paar alte Bäume, wenn unser tägliches Lebensgefühl nicht unter seiner natürlichen Höhe und Kraft bleiben soll.

Wie alt ein Baum wird, hängt zunächst einmal von der Baumart ab. Jede Art hat eine spezifische Lebenserwartung. So gibt es kurzlebige Arten wie Apfel, Birke oder Schwarzerle, die mit etwa 100 Jahren bereits ihr Lebensende erreicht haben. Andere Baumarten wie Buche, Roteiche, Esche, Robinie oder Rosskastanie können bis zu 300 Jahre alt werden. Wohingegen Fichten, Tannen, Linden, Eichen, Lärchen oder Eiben durchaus weit über 400 Jahre erreichen können.

Langer Sterbeprozess

Dabei greifen diese Bäume auf ganz unterschiedliche Strategien zurück. Während Eichen langsam wachsen, dafür aber sehr widerstandsfähig sind, haben Linden ein sehr hohes Regenerationspotential und können sich gut von Schäden erholen. Tannen und Fichten können viele Jahrzehnte im Jugendstadium verharren und erst bei passenden Bedingungen weiterwachsen.

Spätestens ab einem Baumalter von 200 bis 400 Jahren gehören Absterbeprozesse mit zur Überlebensstrategie solcher Baumveteranen. Mit zunehmendem Alter sterben jedes Jahr Nebenzweige im Wipfelbereich, zuweilen auch einzelne oder mehrere Hauptäste ab. Gleichzeitig treiben aus schlafenden Knospen weiter unten in der Krone neue Triebe aus. Dabei wird die Krone sukzessive kleiner und die Transportwege somit kürzer. Der Baum bildet eine so genannte Sekundärkrone aus.

Wenn man sich diesen ständigen „Umsetzungsprozess“ genauer ansieht, läuft in der Krone solch alter Bäume eine beeindruckende Dynamik ab. Mit der kleineren und deutlich tieferen Sekundärkrone können diese Bäume oft noch Jahrhunderte überdauern.

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Autorin: Constanze Zepperitz arbeitet seit 2005 als Leiterin Garten- und Parkpflege im Eisenmoorbad.

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