Erkrankungen der Schilddrüse sind weitverbreitet und bringen das Leben der Betroffenen aus dem Gleichgewicht. Oft wird eine Erkrankung aber nicht sofort erkannt.
Schmetterlingsförmig umlagert die Schilddrüse die Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes. Sie wiegt im Schnitt 20 bis 30 Gramm und erfüllt zahlreiche lebenswichtige Funktionen in unserem Körper. Wenn sie nicht richtig funktioniert, kann unser Leben regelrecht aus den Takt geraten und Chaos in unserem Körper verursachen.
Aufgabe der Schilddrüse
Zwei lebenswichtige Hormone produziert die Schilddrüse: Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) – und zwar mithilfe von Jod, welches mit der Nahrung aufgenommen wird. Die Hormone werden in der Drüse gespeichert und auf Vorrat hergestellt. Sie regulieren den gesamten Stoffwechsel, den Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, und werden bei Bedarf ins Blut abgegeben.
Damit haben die beiden Hormone eine Wirkung auf den ganzen Körper und die körperliche Entwicklung, die Muskulatur, den Knochen-, den Cholesterin- und den Energiestoffwechsel sowie auf die Verdauung. Überdies wirken sie auf das Herz-Kreislauf-System: Sie erweitern die Blutgefäße, beschleunigen den Herzschlag und erhöhen den Blutdruck. Und sie fördern die Erregbarkeit der Nervenzellen. Eine gesunde Schilddrüse ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für unser psychisches Wohlbefinden.
Erkrankungen der Schilddrüse
Häufigste Ursache für die Erkrankung der Schilddrüse ist Jodmangel. Zwar hat sich die Jodversorgung in den letzten Jahrzehnten durch das Anreichern zahlreicher Lebensmittel mit Jod (z.B. Salz) verbessert. Trotzdem zählt der durch Jodmangel bedingte Kropf (Struma), die krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse, hier zu den häufigsten Schilddrüsenerkrankungen.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer, wobei die Störungen oftmals während oder nach hormonellen Umstellungen auftreten. Symptome sind unspezifisch und schleichen sich langsam ein, so dass diese als „typische Befindlichkeitsstörungen“ und manchmal auch als Wechseljahresbeschwerden abgetan werden.
Anzeichen können depressive Verstimmungen, Gewichtszu- oder Gewichtsabnahme, allgemeine Unruhe, Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Müdigkeit, häufiges Frösteln, Konzentrationsschwäche oder Leistungsminderung sein. Lassen Sie sich nicht abweisen, denn auch Ärzte tun sich mitunter schwer, sofort die richtige Ursache zu finden. Die Diagnose kann durch Entnahme einer Blutprobe, die im Labor bestimmt wird, schnell gestellt werden. Auffällige Werte sollten allerdings nach ein bis zwei Wochen nochmals kontrolliert werden, da die Hormonkonzentration von vielen Faktoren abhängt.
Die Überfunktion
Liegt eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vor, produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Betroffene klagen über Gewichtsabnahme trotz guten Appetits, Unruhe, Hitzewallungen bzw. leichtes Schwitzen, Herzrasen, hohen Blutdruck, Nervosität und zunehmende Reizbarkeit.
Morbus Basedow
Bei der Basedow-Krankheit produziert das Immunsystem bestimmte Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die körpereigenen Schilddrüsenzellen, die dann vermehrt Hormone produzieren. Die klassischen Symptome sind hervortretende Augäpfel, eine vergrößerte Schilddrüse und Herzrasen.
Heiße Knoten
Bei älteren Menschen sind oft Gewebeveränderungen verantwortlich, die unkontrolliert Hormone in der Schilddrüse produzieren. Die sogenannten „Heißen Knoten“ unterliegen nicht der Hormonregulation im Körper und sind für die Überfunktion verantwortlich. Meistens ist Jodmangel daran schuld, aber auch Fasten, schwere Erkrankungen wie zum Beispiel Lungenentzündungen oder dauerhafte Einnahme von Kortison können Auslöser sein.
Kalte Knoten
Das sind Gewebeveränderungen der Schilddrüse, die keine Hormone produzieren, z.B. Zysten, degenerative Veränderungen oder auch bösartige Tumore. Bei Verdacht auf einen bösartigen Knoten oder wenn die Schilddrüse für eine Radiojodtherapie bereits zu groß gewachsen ist, muss operiert werden. Wurde die Schilddrüse entfernt, müssen ein Leben lang Schilddrüsentabletten eingenommen werden, um den Hormonmangel auszugleichen. Die meisten Menschen kommen bei richtiger Einnahme damit gut zurecht.
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Eine Überfunktion kann man zunächst mit Tabletten (sogenannte Thyreostatika) behandeln, welche die Bildung oder Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen unterdrücken. Eine Therapie auf dieser Basis dauert 12 bis 18 Monate. Eine dauerhafte Anwendung ist ungeeignet aufgrund der Nebenwirkungen (erhöhte Infektanfälligkeit, Leberschädigung).
Die Unterfunktion
Wenn die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert, spricht man von einer Hypothyreose. Dadurch laufen die Stoffwechselprozesse und Körperfunktionen sehr langsam ab. Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtszunahme, niedriger Puls, trockene Haut, depressive Verstimmung und Frösteln sind typisch. Schuld kann eine chronische Entzündung der Schilddrüse sein.
Hashimoto-Thyreoiditis
Als häufigste Ursache für einen Mangel an Schilddrüsenhormonen gilt die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronisch verlaufende Autoimmunerkrankung. Hier produziert das körpereigene Immunsystem Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Schilddrüsenzellen. Diese werden dann nach und nach zerstört und produzieren keine Schilddrüsenhormone mehr.
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Bei der chronischen Unterfunktion müssen Betroffene lebenslang das fehlende Schilddrüsenhormon in Form von Tabletten einnehmen. Bei korrekter Einnahme können sie aber ein völlig normales Leben führen.
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Autorin: Dr. med. Christine Mühlig ist Fachärztin für Innere Medizin, Physikalische und Rehabilitative Medizin. Sie arbeitet seit 1987 im Eisenmoorbad als internistische Oberärztin für innere Diagnostik.