Mit Lymphödem gut durch den Sommer kommen

Unser Lymphsystem ist hochkomplex und erfüllt wichtige Funktionen im Körper. Ist es gestört, wird der Lymphabfluss behindert und es kommt zu Ödemen, die gerade im Sommer stark beeinträchtigen. Welche Behandlungen helfen und was können Betroffene selber tun?

Weit verzweigte Gefäße, rund 600 Lymphknoten, die lymphatischen Organe (z.B. Milz) und die Lymphflüssigkeit bilden das Lymphsystem. Es dient dazu, Abfallstoffe und Wasser aus dem Körper zu transportieren, das Gewebe zu reinigen und die Immunabwehr zu unterstützen. Die Lymphknoten funktionieren dabei als Filter- und Abwehrstationen: Sie zerstören schädliche Organismen wie Bakterien sowie Zellreste, leiten zugleich Nahrungsfette und Vitamine weiter und produzieren Abwehrzellen.

Nach Krebsbehandlungen häufig

Bei rund vier Prozent der hiesigen Bevölkerung funktioniert dieses System nicht richtig, das heißt die Lymphflüssigkeit kann nicht mehr richtig abtransportiert werden. Folge davon sind Wassereinlagerungen, sogenannte Lymphödeme.

Beim primären Lymphödem ist die Störung des Lymphsystems angeboren. Dennoch wird sie oft erst nach Jahrzehnten sichtbar, beispielsweise durch eine starke Belastung des Lymphsystems infolge von Verletzungen, Entzündungen oder Verbrennungen.

Häufiger ist allerdings das sekundäre Lymphödem, bei dem Lymphknoten und -bahnen zerstört werden. Das kann durch Verletzungen oder bei chirurgischen Eingriffen (z.B. Gelenkersatz) geschehen, vor allem aber durch Krebsbehandlungen, bei denen Lymphknoten entfernt oder durch Bestrahlungen beeinträchtigt werden. Bei Brustkrebs sind die Lymphknoten im Achselbereich betroffen, was zu einem Armlymphödem führen kann; müssen Lymphknoten im Unterleib entfernt werden, kann dies ein Lymphödem am Bein zur Folge haben.

Von leichten Schwellungen bis hin zum Elefantenbein

Lymphödeme verlaufen fortschreitend. Folgende Stadien treten auf:

Stadium 0

Schwellungen sind noch nicht oder höchstens bei einer Verletzung sichtbar, entsprechend gibt es in diesem Stadium kaum eine Diagnose. Dennoch ist das Lymphsystem bereits beeinträchtigt. Ein Gefühl der Schwere in den betroffenen Extremitäten kann ein Anzeichen sein.

Stadium I

Schwellungen treten auf. Das Gewebe ist jedoch weich und beim Eindrücken bleibt vorübergehend eine Delle zurück. Durch das Hochlagern der Beine oder Arme geht die Schwellung zurück.

Stadium II

Das Hochlagern hilft kaum mehr. Zudem verändert sich das Gewebe, es kommt zu Verhärtungen (Fibrosen). Dadurch entstehen beim Eindrücken auch kaum mehr Dellen.

Stadium III

Die Schwellungen nehmen extrem zu, man spricht nun von einer Elephantiasis. Die Haut verdickt und verfärbt sich, es bilden sich Wucherungen und Geschwüre. Damit steigt auch das Risiko für Infektionen, denn die Haut wird für Verletzungen anfälliger, Wunden heilen aber nur schlecht.

Was es zu beachten gilt

Mit einer konsequenten Behandlung können sich Lymphödeme unter Umständen zurückbilden oder es kann zumindest der Verlauf gestoppt werden. Dabei helfen in der Regel mehrere Maßnahmen:

Kompression

Kompressionsstrümpfe oder Armbandagen erzeugen Druck auf die Lymphgefäße und unterstützen so den Lymphabfluss.

Lymphdrainage

Spezielle Massagetechniken regen den Lymphfluss an und lockern das Bindegewebe. Letzteres dient dazu, einer Verhärtung der Haut entgegenzuwirken.

Bewegung

Geeignete Aktivitäten können die Wirkung der Lymphdrainage und Kompressionstherapie zusätzlich unterstützen. Empfehlenswert sind beispielsweise Wassergymnastik, Schwimmen oder Nordic Walking.

Hochlagern

Versuchen Sie, nach langem Stehen und Sitzen immer wieder Phasen in Ihren Tagesablauf einzubauen, in denen Sie die betroffenen Körperstellen hochlagern können. In der Nacht helfen Lymphkissen.

Ernährung

Starkes Übergewicht ist ein Risikofaktor für Lymphödeme. Achten Sie deshalb auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.

Hautpflege

Bei Lymphödemen ist die Haut aus verschiedenen Gründen übermäßig beansprucht. Kompressionsstrümpfe und -bandagen trocknen die Haut aus und wegen der Schwellung ist die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen nicht optimal. Zudem belasten bereits kleinste Verletzungen das Lymphsystem im geschädigten Bereich zusätzlich. Seien Sie darum besonders vorsichtig und pflegen Sie Ihre Haut beispielsweise mit pH-neutralen Cremes. Vermeiden Sie alles, was Irritationen auslöst (z.B. durchblutungsfördernde Salben oder bestimmte Öle).

 

Sommer – für Betroffene eine besondere Herausforderung

Heiße Temperaturen sind für Patientinnen und Patienten mit Lymphödemen oft eine Qual. Die Hitze führt dazu, dass sich die Blutgefäße weiten und dadurch auch mehr Flüssigkeit ins Gewebe gelangt. Die Schwellungen sind stärker.

Unsere Tipps:
  • Vermeiden Sie es, bei starker Hitze lange in der Sonne zu sein.
  • Regen Sie den Lymphfluss mit Wassertreten an. Das funktioniert am besten in einer Kneipp-Anlage, aber auch in einem Bach oder zu Hause in der Badewanne bzw. im Kinderplanschbecken.
  • Sorgen Sie regelmäßig dafür, dass Sie die Beine/Arme hochlagern.
  • Gehen Sie schwimmen.
  • Kühlen Sie die betroffenen Körperstellen mit feuchten Tüchern.
  • Achten Sie darauf, genügend zu trinken (möglichst Wasser oder ungesüßte Tees).

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Autorin: Bettina Bichsel bloggt für das Eisenmoorbad rund um Lesenswürdiges, Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches. 

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