Mistel: Helferin gegen Krebs

Seit jeher wird der Mistel eine besondere Heilkraft zugeschrieben. Heute kennt man insbesondere den Einsatz in der Krebstherapie: Als begleitendes Mittel kann sie die Lebensqualität steigern, Lebenszeit verlängern und Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie mindern. 

Kugelartig wachsen Misteln in den Bäumen. Sie kommen besonders gut im Herbst und Winter zum Vorschein, wenn die Blätter ihrer Wirte gefallen sind. Als sogenannte Halbschmarotzer entziehen sie den Bäumen Wasser und Nährstoffe, um ihre eigene Photosynthese gewährleisten zu können.

Zauberkraft und Glück

Wer Asterix-Bücher gelesen hat, erinnert sich bestimmt, dass der Druide Miraculix oft in die Bäume klettert, um Misteln für seinen Zaubertrank zu schneiden. Bei keltischen Stämmen wurde die Pflanze gegen viele Beschwerden eingesetzt, denn sie galt als Allheilmittel. Als Tee getrunken, schrieb man ihr aber auch zu, die Kraft und den Mut von Kämpfenden zu steigern. Der griechische Arzt Hippokrates soll die Mistel etwa gegen Schwindel und epileptische Anfälle verabreicht haben. Und auch bei Leberbeschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck sind historisch Anwendungen bekannt.

Und in der Weihnachtszeit genießt die Mistel vielerorts eine besondere Stellung. Denn wer sich unter einem Mistelzweig küsst, soll mit Glück gesegnet werden.

Begleitende Behandlung bei Krebs

In der anthroposophischen Medizin entwickelte sich vor etwas mehr als hundert Jahren eine Therapie, die bis heute zur Behandlung von Krebs eingesetzt wird. Dabei wird der Extrakt der weißbeerigen Mistel (Vicum album) am Bauch, Oberarm oder Oberschenkel unter die Haut gespritzt. Diese Injektionen ersetzen keine schulmedizinische Standardtherapie, können aber komplementär zur Anwendung kommen und die Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Chemotherapie – also beispielsweise Übelkeit oder Müdigkeit – eindämmen. Auch Schmerzen können durch die Freisetzung von Endorphinen verringert oder erträglicher werden. Darüber hinaus wird die Misteltherapie als Rezidivprophylaxe eingesetzt, also als vorbeugende Maßnahme, um das Risiko zu mindern, dass der Krebs wiederkommt.

Mehr Lebensqualität

Mehrere Untersuchungen zeigen, dass die Mistelinjektionen einen schützenden Einfluss auf die menschlichen Zellen (DNA) haben können. Auch so erklärt sich die bessere Verträglichkeit einer Chemo- oder Strahlentherapie.

Dass die Mistel in diesem Bereich von sich reden macht, liegt hauptsächlich an zwei Inhaltsstoffen: Lektine und Viskotoxine sollen einerseits das Immunsystem stärken, indem sie die körpereigenen Abwehrkräfte mobilisieren, und andererseits Tumorzellen schädigen. Verschiedene Studien liefern Hinweise, wonach sich durch eine begleitende Misteltherapie die Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten erhöht. Sie fühlen sich leistungsfähiger, haben mehr Appetit, können besser schlafen und ihre Stimmung hebt sich. Auch eine Verlängerung der Lebenszeit wurde beobachtet.

Kaum Nebenwirkungen

Dr. Vicky Schimani, Heilpraktikerin im Eisenmoorbad, bestätigt diese Erfahrungen. Normalerweise seien die Mistelinjektionen zudem gut verträglich. Eine Behandlung dauert in der Regel mindestens sechs Monate, manchmal bis zu zwei Jahre. Je nach Stadium sind die Injektionen alle zwei Tage oder zweimal pro Woche nötig.

Zum Einsatz kommt die Misteltherapie laut Dr. Vicky Schimani insbesondere bei Brust- und Gebärmutterhalskrebs, aber auch bei anderen vielen weiteren Krebsformen. Von einer Anwendung abgesehen wird bei Lymphomen und Leukämien, Hirntumoren, malignen Melanomen und Nierenzellkarzinomen.

Hinweis: Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Misteltherapie, insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung.

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Autorin: Bettina Bichsel bloggt für das Eisenmoorbad rund um Lesenswürdiges, Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches. 

Category : Gesundheit
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