Prominente schwören auf die sogenannte Kryosauna und Eisbaden hat sich zu einer neuen Trendsportart gemausert. Was hat es mit der Kälte als Gesundheitselixier auf sich? Und wann hilft sie wirklich?
Das Wort „kryos“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Eis“. Entsprechend umfasst die Kryotherapie medizinische Behandlungen mittels Kälte. Während schon in der Antike Eis und Schnee zur Linderung von Schmerzen eingesetzt worden sein sollen, wird Kälte heute auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt: vom kalten Wickel bis hin zur Ganzkörper-Kryotherapie.
Bei kurzer Anwendung werden die Durchblutung gefördert und der Kreislauf angeregt. Dauert die Kältebehandlung länger, wirkt dies gegen Entzündungen, Schmerzen und Ödeme. Die Wirkung betrifft aber nicht nur die gekühlten Körperstellen, sondern kann sich auf den ganzen Organismus ausweiten, das heißt auf Atmung, Blutdruck, Herzfrequenz, Muskulatur oder Nerven.
Eine Sonderform der Kryotherapie ist die Kältekammer (auch Kryosauna genannt). Dabei wird nicht nur ein Teil des Körpers gekühlt, sondern der ganze Mensch einer Kälte von -70° C bis -120° C ausgesetzt.
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
Den Eisbeutel im Kühlfach haben wahrscheinlich die meisten von uns zur Hand, um Prellungen, Verstauchungen oder Zerrungen zu behandeln. Therapeutisch kommen Kälteanwendungen nicht nur bei Verletzungen, sondern beispielsweise auch bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma.
Nach Operationen wirkt Kälte gegen Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme) und schmerzlindernd. Und in der Dermatologie wird nicht nur gekühlt, sondern gezielt Gewebe mittels Kälte zerstört. So werden etwa Warzen oder Akne behandelt.
Zudem gibt es Anwendungen der Kryotherapie im Innern des Körpers. Bei verschiedenen Tumorerkrankungen wird die Kälte zum Abtöten von Tumorgewebe genutzt. Bei Herzrhythmusstörungen werden gezielt kleine Bereiche des Herzmuskels zerstört.
Beispiele für die lokale Anwendung
- Bei Arthrose, einem Gichtanfall oder örtlichen Entzündungen werden Packungen mit gekühltem Quark durchgeführt. Die Packung wird mindestens zwei Zentimeter dick aufgetragen und lokal angewandt.
- Moor in natürlicher, dickbreiiger Konsistenz, herabgekühlt auf 5° C, kann bei akuten polyarthritischen Entzündungen als Packung (z. B. für die Knie) aufgetragen werden. Im Eisenmoorbad verordnen wir zudem kaltes Moorkneten zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen in den Händen.
- Bei akuten, sogenannt pseudoradikulären Rückenschmerzen (wenn der Schmerz also nicht durch eingeklemmte Nerven verursacht wird) kann eine Eispackung aufgelegt werden. Dafür werden Eiswürfel in ein Handtuch eingeschlagen. Ein zusätzliches dünnes Tuch schützt die Haut. Eine Behandlung sollte bis zu 60 Minuten dauern.
- Fertige Kältepackungen/Kompressen aus der Apotheke sind meist aus einer gelartigen, gut verformbaren Masse aus hydriertem Silikat. Die Kühlung erfolgt im Tiefkühlfach. Auch hier soll zur Vermeidung von Kälteschäden eine Stofflage auf die Haut gelegt werden.
- Ebenfalls wohltuend bei rheumatischen Erkrankungen, Verletzungen oder Entzündungen sind Eismassagen. Dafür lassen sich leere Behälter (Joghurtbecher o. ä.) mit Wasser füllen. Als Haltegriff kann man einen Holzspatel mit einfrieren. Vor Gebrauch halten Sie den Plastikbecher kurz unter fließendes Wasser, um den Eisblock entnehmen zu können. Dann fahren Sie mit leicht kreisenden Bewegungen oder in Längsstrichen über die zu behandelnden Körperstellen.
- Ein kaltes Halbbad nach Kneipp wirkt erfrischend, kräftigt die Nerven und hilft gegen Schlafstörungen. Dafür füllen Sie die Badewanne bis zur Hälft mit 12 bis 18 Grad kaltem Wasser. Fangen Sie mit ein paar Sekunden an. Mit der Zeit können Sie die Dauer auf bis zu eine Minute steigern. Bei rheumatischen Erkrankungen, Darmproblemen oder während der Menstruation sollte auf ein kaltes Bad verzichtet werden.
- Auf richtiges Eisbaden sollten Sie sich langsam vorbereiten. Achten Sie vor allem darauf, den Körper davor und danach warm zu halten.
Wann Vorsicht angezeigt ist
Dass Kryotherapie bei einer Kälteallergie nicht angezeigt ist, versteht sich eigentlich von selbst. Außerdem sollten bei Blutarmut, Durchblutungsstörungen an Fingern, Armen und Beinen, ausgeprägten Sensibilitätsstörungen (z.B. als Folge von Diabetes) oder Angina keine Kältebehandlungen durchgeführt werden.
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Autorin: Badeärztin Dr. med. Iris Kröber arbeitet seit Oktober 2012 im Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg als Oberärztin Ambulanz.