Olympiasiegerin in Bad Schmiedeberg

Ilke Wyludda kennt die Höhen und Tiefen des Spitzensports. Sie holte sich bei Olympia die höchste Auszeichnung, musste sich nach gesundheitlichen Problemen und Komplikationen einer Beinamputation unterziehen und kämpfte sich wieder zurück an die Spitze. Während ihres Reha-Aufenthaltes im Eisenmoorbad sprach sie über Erfolge, Rückschläge und Neuanfänge – und über neue Ziele.

Als Kind, etwa in der 4. Schulklasse, sei es ihr Wunsch gewesen, Sprinterin zu werden, erzählt die heute 53-Jährige. Trainer des DDR-Sichtungssystems, die sie entdeckten, hatten allerdings andere Pläne. Angesichts ihrer körperlichen Voraussetzungen (in der 6. Klasse war sie schon 1,75m groß), der anatomischen Gegebenheiten ihrer Eltern, der Schuhgröße und der Bestimmung der finalen Körpergröße, wurde ihr eine besondere Eignung zum Diskuswerfen und Kugelstoßen zugeschrieben.

 Der Spaß kam mit den Erfolgen

Wenn Ilke Wyludda ihre größten Erfolge auflistet, funkeln ihre Augen auch heute noch und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht:

  • Olympiasiegerin (1996/Atlanta)
  • 2x Vize-Weltmeisterin (1991/Tokio, 1995/Göteborg)
  • 2x Gold bei U-20-Weltmeisterschaften (1986/Athen, 1988/Greater Sudbury)
  • 2x Europameisterin (1990/Split, 1994/Helsinki)

Leistungs- bzw. Spitzensport bedeutet allerdings auch, den Körper stets an seine Leistungsgrenzen und sogar darüber hinaus zu pushen. Körperliche Schäden, insbesondere im Bereich des Muskel-Skelett-Apparates, können die Folgen sein, die oft erst nach der sportlichen Karriere offensichtlich werden oder deren Ende erzwingen.

Bei Ilke Wyludda begannen Kniegelenksprobleme schon im Kindes- und Jugendalter – „eigentlich von Anfang an“, wie sie berichtet. Schmerzhafte und entzündliche Beschwerden im Bereich des unteren Kniescheibenrandes seien damals mittels Krankengymnastik und Lokalinjektionen behandelt worden, so dass sie ihren Sport weiter ausüben konnte. Die Probleme wurden aber schlimmer, und nach dem Einsatz einer Knieprothese gab es Komplikationen, die in Infektionen mündeten. 2010 erfolgte die erste Oberschenkelamputation am rechten Bein, 2020 die zweite am linken.

Erneute Spitzenleistungen

Bereits 2003 war Ilke Wyludda gezwungen, den Spitzensport aufzugeben. Später kämpfte sie sich aber im Behindertensport zurück an die Weltspitze. Diesmal erzielte sie die größten Erfolge im Kugelstoßen:

  • 5. Platz bei den Sommer-Paralympics (2012/London)
  • Silber im Kugelstoßen und Bronze Diskuswerfen bei den Europameisterschaften (2014/Swansea)
  • Silber bei den Weltmeisterschaften (2015/Doha)

Zielsetzungen seien für sie immer wichtig gewesen, um sich zu motivieren und den Gebrauch der Oberschenkelprothese zu trainieren, sagt Ilke Wyludda. Ohne Ziel sei sie „ein fauler Hund“. Neben Talent und den körperlichen Voraussetzungen seien aber auch Freude und Spaß, Ehrgeiz, Disziplin und die konsequente Ausrichtung des gesamten Tagesablaufs auf den Sport entscheidend für den Erfolg.

Schon immer war es für sie zudem wichtig gewesen, neben dem Sport berufliche Qualifikationen zu erarbeiten. Sie ist Diplomsportlehrerin, leitet als Physiotherapeutin eine Praxis in Halle und absolvierte ein Medizinstudium.

Nach der Reha zurück in die eigene Praxis

Im Eisenmoorbad ist Ilke Wyludda schon zum vierten Mal. Sie schätze Bad Schmiedeberg, weil man sich hier um Patienten bemühe und sie die Therapeuten als nett, aufgeschlossen und engagiert erlebe. Nach der Reha, die den verbesserten Umgang mit den beiden Oberschenkelprothesen, aber auch die allgemeine Fitness, Beweglichkeit und Krafttraining bezweckt, wird Ilke Wyludda ihre Praxis weiterführen, um auch ihre eigenen Erfahrungen an (Spitzen-)Sportler weiterzugeben. Und sie hat ein neues Ziel: Sie möchte gerne „irgendwo als Ärztin einsteigen.“

Wir wünschen Frau Dr. med. Wyludda für ihren weiteren beruflichen und persönlichen Weg alles Gute.

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Autorin: Dr. med. Gabriele Karanis betreute Ilke Wyludda ärztlich während ihres Reha-Aufenthaltes im Eisenmoorbad.

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