Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, gab es in der Geschichte des Eisenmoorbades kaum. Zu schnell folgten auf erreichte Höhen immer wieder neue Tiefen. Ein kleiner Blick in die Vergangenheit, Teil III.
Die Wende bedeutete für Bad Schmiedeberg in jeglicher Hinsicht einen Neuanfang. Gehörte das Eisenmoorbad in der DDR zu den bedeutendsten Kurdestinationen, konnte nun nichts weiterlaufen wie bisher. Um das Erreichte fortzuführen, galt es, sich an die neuen Prämissen anzupassen. Und die Verantwortlichen des Eisenmoorbades wollten dabei keine Zeit verlieren. Sie richteten ihren Blick in den Westen und besuchten dortige Bäder, um zu sondieren, wie diese erfolgreich geführt werden und was das für die eigene Zukunft bedeutete.
Die Antworten waren deutlich – und eine Herausforderung. Neue Kurangebote sollten geschaffen, die Einrichtungen saniert und baulich angepasst und der Betrieb nicht mehr unter ärztliche, sondern eine ökonomische Leitung gestellt werden. Bis zum Jahr 2000 – so sah es das neue Unternehmenskonzept vor – sollten zwei neue Rehakliniken gebaut werden.
Zunächst galt es indessen, ein schon länger bestehendes Problem zu lösen, dass zu einer veritablen Katastrophe auszuwachsen drohte: die Umweltbelastung. Denn ein lufthygienisches Gutachten ließ keinen Zweifel aufkommen: Um überhaupt eine Zukunft als Kurort planen zu können, war in erster Linie eine neue Wärmeversorgung nötig, die den Umstieg von Kohle auf Gas ermöglichte. Nur woher sollte das Geld für diese Investition kommen?
Die Verantwortlichen des Eisenmoorbades entschieden sich für eine Strategie, die auch in der Vergangenheit Früchte getragen hatte: Flucht nach vorne. Sie setzten alle Hebel in Gang – und ließen die Bauarbeiten beginnen, bevor tatsächlich Geld geflossen war. Eine erste Tranche wurde aus der eigenen Kasse zusammengeklaubt, die damit allerdings endgültig leer war.
Das war hoch gepokert, doch am Ende folgte das große Aufatmen. Die öffentliche Finanzierung wurde bewilligt, die Arbeiten konnten weitergehen und die neue, emissionsarme Heizungsanlage konnte rechtzeitig in Betrieb genommen werden, um die Türen des Eisenmoorbades im Januar 1991 für eine neue Ära zu öffnen. Kein anderes Bad in den neuen Bundesländern kann sich rühmen, den Neustart so früh geschafft zu haben.
In dieser Anfangszeit, die von so vielen offenen Fragen geprägt war, konnte das Eisenmoorbad auf eine tatkräftige Unterstützung aus dem Westen zählen. Aufmerksam geworden auf ein Senior-Experten-Programm, holte sich das Bad einen ehemaligen Kurdirektor als Paten, der ehrenamtlich seine 25-jährige Erfahrung in der Leitung und Weiterentwicklung eines Kurbetriebs zur Verfügung stellte. „Ein Paradebeispiel für die deutsch-deutsche Zusammenarbeit“, wie Monika und Klaus Linke in ihrer Chronik festhalten.
Die gesamten 1990er Jahre waren in der Folge geprägt von Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten. Die erste Klinik für Orthopädie und Gynäkologie konnte 1994 eröffnet werden. Und just mit diesem Meilenstein gab es eine weitere frohe Botschaft: Gutachten bestätigten Heilwasservorkommen. Damit konnte sich Bad Schmiedeberg nicht nur als Moor-, sondern ebenfalls als Mineralheilbad positionieren. Aber natürlich bedeutete die Neuentdeckung weitere Überlegungen, Planungen und Baumaßnahmen.
Überhaupt ging es in diesen Jahren Schlag auf Schlag. 1996 war endlich das leidige Problem der Verkehrsbelastung im Kurviertel gelöst, nachdem die Umgehungsstraße gebaut und die Promenade vor dem Kurhaus zur Fußgängerzone erklärt worden waren. In den Folgejahren eröffnete erstens die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (die heutige Deutsche Rentenversicherung Bund) in Bad Schmiedeberg ihre Rehaklinik, womit nicht nur neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch ein klares Zeichen für den Stellenwert des Eisenmoorbades in der Kur- und Rehabilitationslandschaft gesetzt wurden. Zweitens begannen die Arbeiten für ein neues Kurmittelhaus und die zweite, bereits 1990 angedachte Klinik.
Dabei standen einmal mehr schwierige Zeiten bevor. Die 1997 in Kraft getretene Gesundheitsreform drohte, die mühsam erreichten Erfolge zunichte zu machen. Die Zahl der bewilligten Kuren brach regelrecht ein, die finanziellen Einbußen waren immens, Arbeitsplätze mussten gestrichen werden. Blickt man auf die gesamte Geschichte Bad Schmiedebergs zurück, scheint dies ein weiteres Kapitel auf dem Kontinuum der Herausforderungen, die es zu meistern galt. Und wie schon so oft wurde auch hier eine Pionierrolle übernommen: In den neuen Bundesländern war Bad Schmiedeberg der erste Kurort mit Zulassung für Kompaktkuren als Vorsorgeleistung. Und auch das Angebot für Privatpatient*innen wurde kontinuierlich erweitert.
Der Geist, der Bad Schmiedeberg in seiner bewegten Geschichte durch alle Höhen und Tiefen getragen hatte, scheint sich verankert zu haben. Der Blick nach vorn ist auch heute das, was zählt. Das Moor-, Mineral- und Kneippheilbad kann sich dabei auf einen reichen Erfahrungsschatz, bewährte Traditionen und die Überzeugung stützen, dass jeder noch so ungewissen Zukunft mit neuen Ideen und Tatkraft ins Auge geblickt werden kann.
Einen detaillierten Einblick in die komplexe Geschichte von Bad Schmiedeberg geben Monika und Klaus Linke in ihrem Buch „Eisenmoorbad. Die Geschichte eines deutschen Heilbades“. Das Buch ist 2003 anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums erschienen.
Mit großer Interesse habe ich heute die Entwicklung des Kurheimes Bad Schmiedeberg gelesen.
Ich bin sehr erstaunt und angetan über die Entwicklung des Hauses. Viel habe ich auch in der Presse darüber gelesen.
Nun werde auch ich, voraussichtlich im Februar oder Anfang März des folgenden Jahres, nach einer Knie OP
eine REHA in Ihrem Haus in Anspruch nehmen. Ich bin sehr neugierig auf die hoffentlich vielversprechende Behandlung in Ihrem tollen Kurhaus und freue mich auf meine zukünftige Genesung. Mit freundlichen Grüßen Heidi Hädicke