Und immer wieder die Frage: Wie geht es weiter?

Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, gab es in der Geschichte des Eisenmoorbades kaum. Zu schnell folgten auf erreichte Höhen immer wieder neue Tiefen. Ein kleiner Blick in die Vergangenheit, Teil II.

Anfang der 1930er Jahre steht es nicht gut um das Eisenmoorbad. Gerade mal 788 Gäste werden in der Saison 1933 verzeichnet – so wenige waren es bisher nur in den allerersten Jahren des Bades. Auch die Ausdehnung auf einen ganzjährigen Kurbetrieb vermag daran kaum etwas zu ändern. Und selbst die vielversprechenden Analysen, die das hiesige Moor zu den „hochwertigsten Heilmooren“ küren, können nicht den erhoffen Auftrieb geben.

So geht es ins 60. Jubiläumsjahr – mit einer Inspektion des Wittenberger Amtsarztes, der den Zustand des Eisenmoorbades auf den Punkt bringt. Als Zweckbau „von wenig gepflegtem Äußeren“ beschreibt er es, in dessen Innern „seit längerer Zeit keine Hand mehr verschönernd gewirkt“ habe. In der Tat wären Modernisierungsarbeiten dringend nötig. Im Gegensatz zu andern Bädern fehlt beispielsweise eine mechanische Moorzuleitung. Stattdessen muss das schwarze Gold von Hand von der Aufbereitungsstube zu den Badezellen getragen werden. Und die Patient*innen müssen bei jedem Wetter aus ihren in der Stadt verteilten Unterkünften für die Behandlung ins Bad kommen, um gleich danach wieder für die Ruhephase zurückzukehren, weil ein Aufenthalt im Badehaus selbst nicht möglich ist. Aber Geld für Investitionen ist nicht vorhanden.

Und dann ist Krieg. Kuren werden zunächst noch verordnet, zur Wiedererlangung der Wehr- und Arbeitsfähigkeit. Aber ab dem Sommer 1941 wird das Eisenmoorbad erneut als Lazarett genutzt. „Brechend voll“ sei das Kurhaus, halten Zeitzeugen in ihren Erinnerungen fest. Und Monika und Klaus Linke schreiben in ihrer Chronik zum Zustand der Bad Schmiedeberger Kureinrichtungen: „In den dreißiger Jahren fast ausschließlich auf Verschleiß gefahren, während des Krieges vollständig heruntergewirtschaftet.“ Doch nach Kriegsende ist an eine Einstellung des Betriebs nicht zu denken. Zu groß ist der Bedarf angesichts der unzähligen Kriegsverletzten und Notleidenden. Und so nimmt das Bad den Kurbetrieb bereits 1945 wieder auf und schafft es, auch Moorbäder anzubieten, obwohl allein die Organisation des dafür nötigen Brennmaterials alles andere als selbstverständlich ist.

Die stetig zunehmenden Patientenzahlen können allerdings nicht über den desolaten Zustand des Eisenmoorbades hinwegtäuschen. Das Kurhaus ist nicht mehr bewohnbar. Weil der Stadt aber Geld für die dringenden Sanierungsarbeiten fehlt, wird es verpachtet – und kaum ist der Pachtvertrag unterschrieben, stürzt auch schon die Decke des großen Saals im einstigen Vorzeigebau ein. Kurz darauf sieht die Stadt für das ganze Eisenmoorbad keine andere Möglichkeit mehr als die Verpachtung. Ziel ist nicht zuletzt, die Moorvorkommen zu sichern und den Abtransport in andere Bäder zu verhindern. Ein Vertrag kommt zwar zustande, doch mit den veränderten Rechtsgrundlagen der neu gegründeten DDR folgen administrative Wirrungen. 1954 wird das Eisenmoorbad zum Eigentum des Volkes – und zum Bad der Werkstätigen.

Bereits Anfang der 1950er Jahre werden Ausbauarbeiten getätigt: Direkt im Badehaus gibt es nun endlich auch Zimmer sowie eine Sonnenterrasse. 1955 entsteht die lang ersehnte neue Moorküche mit einer modernen Aufbereitungsanlage und einem Zuleitungssystem zu den Wannen. Wenige Jahre später folgt eine neue Heizungsanlage. Und weil inzwischen wieder so viele Patient*innen kommen, braucht es neue Unterkünfte in der Stadt. Das Eisenmoorbad gehört zu den bedeutendsten Moorbädern der DDR.

Ein Aufatmen gibt es dennoch nicht, denn immer wieder tauchen neue Herausforderungen auf: So herrscht beispielsweise ein konstanter Mangel an medizinisch-therapeutischem Personal und 1967 fordert eine neue Verordnung eine staatliche Anerkennung als Kurort. Für Bad Schmiedeberg wird das aus zwei Gründen zum Problem: Einerseits wegen der direkt vor dem Eisenmoorbad durchführenden Hauptstraße und andererseits wegen der mit Braunkohle betriebenen Heizanlagen. Die Lärm- und Luftqualitätskriterien für die Anerkennung werden so nicht erfüllt. Nichtsdestotrotz gehen die Verschönerungs- und Erweiterungsarbeiten weiter. Letztlich wird immer eine Lösung gefunden – sei es für das Material oder die benötigten finanziellen Mittel.

Doch erneut steht eine ungewisse Zukunft bevor: Der Mauerfall 1989 erfordert einmal mehr ein Umdenken und einen kompletten Neubeginn.

Wie es weitergeht, lesen Sie im dritten Teil des historischen Rückblicks. Einen detaillierten Einblick in die komplexe Geschichte von Bad Schmiedeberg geben zudem Monika und Klaus Linke in ihrem Buch „Eisenmoorbad. Die Geschichte eines deuten Heilbades“. Das Buch ist 2003 anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums erschienen.

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