Die Hand eines jüngeren Menschen auf der Hand eines älteren Mitmenschen

Corona: Nur eine Herausforderung von vielen in der Pflege

Kaum waren die Eröffnungsfeierlichkeiten für den Erweiterungsbau des Seniorenpflegeheims „Heideland“ vorbei und die ersten Zimmer neu bezogen, kam auch schon Covid-19. Wie überall im Pflegebereich bedeutete dies Besucherstopp und striktes Einhalten der Hygienevorschriften – mit den entsprechenden Belastungen für die Bewohner*innen wie das Pflegepersonal. Die Lockerungen haben zwar die Situation in dieser Hinsicht entspannt. Andere Herausforderungen aber bleiben.

„Corona war (und ist) für alle eine große Anspannung“, sagt Deddo Lehmann, Kurdirektor des Eisenmoorbades. Das gilt gerade für den sensiblen Bereich der Seniorenpflege. Entsprechend strikt wurden die Präventiv- und Hygienemaßnahmen eingehalten: Besuche waren nur in Ausnahmefällen erlaubt, und auch die Pflegekräfte waren darum bemüht, nicht nur in der Betreuung und Interaktion mit den Senior*innen, sondern auch in ihrem privaten sozialen Umfeld möglichst kein Risiko einzugehen.

Lehmann zeigt sich erleichtert, dass die Corona-Einschränkungen ohne Ansteckung im eigenen Haus überstanden werden konnten. Und dass Angehörige nun wieder Besuchsmöglichkeiten haben – wenn auch lediglich für eine Stunde pro Tag. Angesichts der Tatsache, dass praktisch von heute auf morgen persönliche Treffen mit den Liebsten nicht mehr erlaubt waren, konnte der Kurdirektor auch die teilweise Ungeduld seitens der Angehörigen nachvollziehen. Als Einrichtung habe man versucht, das aufzufangen: einerseits im Gespräch mit den Familien und andererseits mit Aktivitäten, um den Bewohner*innen die Langeweile zu vertreiben. So wurde beispielsweise das Freizeitprogramm so weit wie möglich aufrechterhalten. Zudem kam die Eröffnung des Erweiterungsbaus gerade rechtzeitig: Neben den 22 neuen Zimmern umfasst der Bau auf den Grundmauern eines ehemaligen Schwimmbades nämlich auch großzügige, helle Gemeinschaftsräume mit Blick auf das grüne Kurgelände. Und der bestehende Teil wurde ebenfalls renoviert und verschönert.

Dass sich die Corona-Situation derzeit entschärft hat, ist zwar für alle Betroffenen eine Erleichterung. Herausforderungen in der Pflege gibt es allerdings auch ohne das Virus genug. Mit der zunehmenden Lebenserwartung etwa nimmt die Zahl demenzkranker Menschen in den Pflegeeinrichtungen stetig zu. Und damit ein Krankheitsbild, das mit Blick auf die Pflege besondere Anforderungen an die Fachkräfte stellt. In Bad Schmiedeberg erhalten die Betroffenen ein umfassendes soziales Betreuungsangebot. Unter anderem wird ihnen ermöglicht, im Gewächshaus der Kurgärtnerei gärtnerisch tätig zu sein – nicht zuletzt mit dem Ziel, an frühere Erlebnisse anzuknüpfen.

Als weitere große Herausforderung für das Pflegepersonal nennt Lehmann den Umstand, dass der Weg ins Seniorenpflegeheim tendenziell immer später erfolge. Aus Sicht der Pflegenden bedeutet dies, dass sich die Aufenthalte verkürzen. Die Konfrontation mit dem Tod, mit Sterbenden, mit trauernden Angehörigen und der eigenen Trauer kann belastend sein – vor allem, wenn parallel der normale Tagesablauf weitergeht.

Wenn man sich also die anspruchsvollen Aufgaben vor Augen führt, die mit dem Pflegeberuf verbunden sind, ist kaum erstaunlich, dass gerade in diesem Bereich immer wieder die Rede von Fachkräftemangel ist. Das Eisenmoorbad beschreitet darum seit einiger Zeit neue Wege und setzt auf Kooperationsprojekte mit dem Ausland. In Vietnam und Kolumbien lernen gerade ausgebildete Pflegekräfte Deutsch. Geplant ist, dass sie im Frühjahr 2021 nach Bad Schmiedeberg kommen, um eine Nachqualifizierung zu absolvieren und hier für einige Jahre tätig zu sein. Ein weiteres Projekt mit El Salvador sieht zudem vor, junge Menschen gänzlich hier auszubilden. Das Eisenmoorbad arbeitet dafür im Ausbildungsverbund mit dem Städtischen Klinikum Dessau zusammen. Dadurch erhalten die jungen Menschen eine generalistische Pflegeausbildung und eine Gelegenheit, die sie vielleicht so in El Salvador nicht hätten. Und Bad Schmiedeberg kann zumindest ein Stück weit aktiv der für Pflegeeinrichtungen wohl größten Herausforderung des Fachkräftemangels entgegenwirken.

Das Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg verfügt mit dem Haus „Heideland“ und dem Pflegezentrum „Am Kurpark“ über insgesamt 163 Pflegeheimplätze. Informationen über die Einrichtungen finden Sie hier.

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