Jede achte Frau wird in Deutschland im Laufe ihres Lebens mit der Diagnose „Brustkrebs“ konfrontiert.
Früherkennung und Therapiemöglichkeiten haben sich zwar in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt und verbessert. Dennoch bedeutet die Erkrankung für die Betroffenen nach wie vor eine Zäsur, gerade nach einem operativen Eingriff. Umso wichtiger ist die Nachsorge in spezialisierten Einrichtungen wie Bad Schmiedeberg.
Rund 1.000 brustoperierte Frauen werden jedes Jahr in der gynäkologischen Fachklinik des Eisenmoorbades betreut. Mammakarzinome sind die häufigste Krebsart bei Frauen: Laut der Deutschen Krebsgesellschaft ist die Zahl der Erkrankungen seit der 1980er Jahre auf das Doppelte gestiegen; landesweit werden jährlich etwa 69.000 Fälle diagnostiziert.
Die Nachsorge ist aus unterschiedlichen Gründen wesentlich – nicht allein, um allfällige neue Tumorbildungen frühzeitig zu erkennen. Nach einer Brustoperation geht es letztlich darum, die Patientinnen auf ein neues Leben vorzubereiten, das mit unzähligen Fragen verbunden ist. Dr. Claus Peter Cornelius, Chefarzt Gynäkologie in Bad Schmiedeberg, ist es darum ein Anliegen, jede Patientin auf ihrem ganz eigenen Genesungsweg zu unterstützen, auf physischer wie psychischer Ebene. In den drei Reha-Wochen erhalten die Betroffenen nicht nur fachlich-medizinische Beratung, sondern auch Hilfestellungen im Umgang mit der Erkrankung. Dazu gehören etwa Entspannungstechniken wie autogenes Training oder ein Ernährungskurs mit den wichtigsten Tipps für einen gesunden Lebensstil. Gruppengespräche ermöglichen den Austausch mit anderen Patientinnen, die das gleiche Schicksal teilen. In Einzelgesprächen mit einer Psychologin haben zudem persönliche Dinge Platz, die man nicht in der Gruppe teilen möchte.
Ebenso wichtig ist es auf der körperlichen Ebene, die Beweglichkeit durch Gymnastik zu fördern und mögliche schmerzbedingte Fehlhaltungen zu vermeiden. Als Folge der Chemotherapie treten zudem an Händen und Füßen oft Sensibilitätsstörungen auf, die in der Anschlussrehabilitation behandelt werden. Zudem sollen die Nebenwirkungen der Therapien und Medikamente möglichst vermindert werden.
Dr. Cornelius unterstreicht aber auch: „Nachsorge ist eine lebenslange Aufgabe.“ Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass der Verlauf nach einem Mammakarzinom nicht pauschalisiert werden kann, sondern ganz unterschiedliche Faktoren dafür eine Rolle spielen: Das Alter der Patientin, eine allfällige familiäre Vorbelastung, Größe und Lokalität des entfernten Tumors, Metastasenbildung, Befall und Entfernung der Lymphknoten. Ein Risiko besteht laut Dr. Cornelius darin, dass Brustkrebs schnell systemisch wird, sich also rasch auf andere Regionen im Körper ausweiten kann.
Umso wichtiger sind regelmäßige Kontrollen. Nach den Empfehlungen der Deutschen Krebsgesellschaft bedeutet dies in den ersten drei Jahren nach einer Operation eine Untersuchung alle drei, eine Mammografie alle sechs Monate. Im vierten und fünften Jahr wird zu zwei Untersuchungen pro Jahr, danach zu einer jährlichen Kontrolle geraten.
Durch die Versicherungsträger werden in der Regel nach der Anschlussheilbehandlung noch zwei weitere Nachsorgebehandlungen innerhalb von zwei Jahren genehmigt. Darüber hinaus werden in Bad Schmiedeberg private Nachsorgekuren angeboten mit Wasser-, Gruppen- und Wirbelsäulengymnastik, Lymphdrainage, speziellen Therapien für den Schulter- und Rückenbereich sowie Tipps für ein allgemein gesundes Leben. Vielerorts haben betroffene Frauen zudem Selbsthilfegruppen gegründet: Der gemeinsame Erfahrungs- und Wissensaustausch kann nicht nur in der ersten Phase hilfreich sein, um zurück zu einem möglichst normalen Leben zu finden, sondern auch im weiteren Verlauf, um auf zusätzliche Unterstützung und Begleitung zählen zu können.