Ein gemeinsames Kind – jedem sechsten oder siebten Paar in Deutschland bleibt die Erfüllung dieses Lebenstraums auf natürlichem Wege verwehrt. Was für viele dann folgt, ist eine physisch und psychisch belastende Odyssee: Ärztliche Untersuchungen, Hormontherapien, künstliche Befruchtungen – und immer wieder Rückschläge, Enttäuschungen, Frustration. Dabei geht oft vergessen, dass es auch andere, sanfte Möglichkeiten gibt: Moor-Kuren zum Beispiel.
Schon unsere Großmütter wussten um die Wirkkraft von Moor, wenn der Kinderwunsch eines Paares unerfüllt blieb. Kein Wunder also, dass sich in früheren Jahrhunderten Damen aus adligem und wohlhabendem Hause in Kureinrichtungen mit Moor behandeln ließen. Trat nach einer solchen Bäderkur das Schwangerschaftsglück ein, mögen dies böse Zungen nicht selten auf sogenannte Kurschatten zurückgeführt haben – männliche Gäste, die zur selben Zeit in der Kurstätte weilten. Doch Studien belegen inzwischen, dass die Beschaffenheit von Moor aus unterschiedlichen Gründen fruchtbarkeitsfördernd sein kann.
Das bestätigt Dr. Claus Peter Cornelius, Chefarzt Gynäkologie in Bad Schmiedeberg. Das staatlich anerkannte Moor-, Mineral- und Kneippheilbad ist spezialisiert auf Mooranwendungen, setzt das natürliche Heilmittel seit 1878 in der Gynäkologie ein und hat eine besondere Kombination aus Bädern, Packungen und intravaginalen Applikationen spezifisch für Kinderwunschbehandlungen entwickelt. Das Kur-Angebot versteht sich als Alternative und Ergänzung zu Methoden der künstlichen Befruchtung und richtet sich insbesondere an Frauen mit spätem Kinderwunsch, Endometriose-Patientinnen und Paare, die bereits erfolglose reproduktionsmedizinische Behandlungen hinter sich haben.
Hormonwirksame organische Mineralstoffe
Durch die kombinierte Anwendung kann sich die Wirkung des Moors in ganzer Kraft entfalten – und zwar auf drei Ebenen: Zum einen entwickelt Moor aufgrund seiner Isolierfähigkeit eine hochwirksame Tiefenwärme, die für eine stärkere Durchblutung der Gebärmutter und der Eierstöcke sorgt. Zum zweiten werden wertvolle organische Mineralstoffe konserviert, die den natürlichen Hormonhaushalt anregen und bei Östrogenmangel helfen. Wie Dr. Cornelius erklärt, kommen diese beiden Aspekte bei der intravaginalen Anwendung in besonderer Weise zum Tragen: „Der Moor-Tampon wird direkt vor den Muttermund gelegt. Der Wärmeeffekt führt unmittelbar zur Mehrdurchblutung und die Inhaltsstoffe werden viel schneller genau dort aufgenommen, wo sie ihre Wirkung erzielen.“ Bei Endometriose-Patientinnen führt diese Behandlungsform außerdem dazu, dass Verwachsungen und Verklebungen (als Folge von Mehrfachoperationen) weicher werden und die Eileiter an Beweglichkeit gewinnt.
Weg von Alltag, Belastung und Stress
Hinzu kommt der dritte, nicht zu unterschätzende Aspekt: Moorbäder und -packungen sind entspannend. Gerade bei Paaren, die schon längere Zeit kinderlos sind und vieles versucht haben, kann die Möglichkeit einer wohltuenden Auszeit besonders wichtig sein. Denn ob bewusst oder unbewusst: Der Druck, der in diesen Situationen entsteht, ist groß – und stellt nicht selten ein entscheidendes Hindernis dar. Immer wieder zu versuchen, zu warten, zu hoffen und erneut enttäuscht zu werden – dieser Kreislauf belastet enorm. Gemäß den vom Deutschen IVF-Register erfassten Statistiken liegen die Geburtsraten bei künstlichen Befruchtungen im Durchschnitt bei 15 bis 20 Prozent pro Behandlungszyklus. Und je älter die Frau, desto geringer die Chancen. Liegt bei einer 35-jährigen Frau die Geburtenrate noch bei 27 Prozent pro Embryotransfer, reduziert sie sich bei einer 40-Jährigen auf 15 Prozent und bei einer 44-Jährigen auf 3,2 Prozent. Bei Frauen über 40 endet jede dritte durch eine künstliche Befruchtung erfolgte Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt.
Dem Körper Gutes tun
Auch nach Bad Schmiedeberg kommen viele Frauen, die einen langen Leidensweg hinter sich haben, wie Dr. Cornelius sagt: „Frustration und Verzweiflung sind immens, wenn vieles unternommen wurde und nichts geklappt hat.“ Das Kur-Ambiente bietet die Möglichkeit, sich für eine gewisse Zeit (empfohlen werden mindestens zwei Wochen) aus dem belastenden Alltag herauszulösen und durchzuatmen. Unter enger ärztlichen Begleitung stehen neben den Mooranwendungen Aktivitäten wie Bewegungstherapie und Nordic Walking auf dem Wochenprogramm. Ziel ist es, den Fokus zu verlagern und sich selbst und dem eigenen Körper Gutes zu tun. Auch hier gilt: Je mehr es gelingt, Stress und Druck zu vermindern, desto größer sind die Chancen, dass die schwangerschaftsfördernden Maßnahmen wirken.
Und auch wenn eine Aussage über den Erfolg einer Behandlung bei Kur-Abschluss noch zu früh ist und letztlich stets verschiedene Faktoren für eine Schwangerschaft ausschlaggebend sind. Eines bestätigt Dr. Cornelius und sein Team ganz besonders in ihrer Arbeit: Rückmeldungen von glücklichen Eltern – inklusive mitgesandter Geburtsfotos zum Beweis, dass der lang ersehnte Traum eines eigenen Kindes doch noch in Erfüllung gegangen ist.