Wir leben in Hektik. Unsere Tage sind eng getaktet, abends fallen wir müde und ausgelaugt ins Bett. Den letzten Gedanken vor dem Einschlafen verschwenden wir nicht selten auf Verpflichtungen, die uns am nächsten Tag erwarten. Kein Wunder, fühlen sich viele gestresst und überlastet. Wie wichtig es ist, für Ausgleich und Entspannung zu sorgen, wusste bereits Sebastian Kneipp. Für ihn bedeutete die innere Balance die Basis, um Körper, Geist und Seele gesund zu halten.
Bedenken wir, dass Kneipp im 19. Jahrhundert lebte und wirkte, ist es erstaunlich, wie aktuell seine Worte heute noch klingen: „Kaum ein Umstand kann schädlicher auf die Gesundheit wirken als die Lebensweise unserer Tage: Ein fieberhaftes Hasten und Drängen aller…“ Was Kneipp also schon damals erkannte, ist heute wissenschaftlich belegt: Permanenter Stress kann Ursache für viele Leiden sein, von Angstzuständen über depressive Verstimmungen, Kopfschmerzen, Herzrhythmusprobleme und Schlafstörungen bis hin zu Organschäden.
Für Kneipp war darum früh klar, dass ein ganzheitlicher Ansatz nötig ist, um rundum gesund zu bleiben. Dieses Verständnis drückt sich in seiner Lehre aus. Sein auf fünf Bereichen beruhendes Gesundheitskonzept entwickelte er mit dem Ziel eines ausgewogenen Lebens, wie Dr. Iris Kröber sagt. Und: „Die Lebensordnung oder eben die innere Balance ist für Kneipp das Fundament, auf dem alle anderen Bereiche ruhen“, so die Badeärztin des Eisenmoorbades Bad Schmiedeberg.
Aber wie schaffen wir es, diese innere Balance zu erreichen und stabil zu halten? Kneipps Antwort: Indem wir bewusst leben, uns gesund ernähren, Sport treiben und auf unser seelisches Gleichgewicht achten. Letzteres bedeutet auch, dass wir unser Leben in die eigene Hand nehmen, uns auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, Ziele setzen und einen Sinn in dem erkennen, was wir tun. Dass wir uns nicht mit Konflikten das Leben schwer machen, uns nicht im Negativen oder in Dingen verlieren, die wir nicht ändern können. Die Fähigkeit, seinen Geist zur Ruhe zu bringen, sich zu entspannen und in Gelassenheit zu üben, spielt dabei eine große Rolle. Autogenes Training, Yoga, Meditation oder andere Methoden zielen genau darauf ab. Aber auch Wandern in der Natur hat eine heilende Wirkung auf uns.
In allem sieht Kneipp zudem den Schlüssel in der richtigen Dosis: „Im Maße liegt die Ordnung, jedes Zuviel und jedes Zuwenig setzt an Stelle der Gesundheit Krankheit.“ Und seien wir ehrlich: Ob zu viel oder zu wenig, wissen wir in der Regel am besten selbst, wenn wir uns kritisch mit unseren Gewohnheiten auseinandersetzen und lernen, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten. Brauche ich eine Pause, um mich zu regenerieren? Wann habe ich mir das letzte Mal etwas Gutes gegönnt, eine Massage zum Beispiel? Bewege ich mich genug? Trinke ich zu viel?
Oft sind es kleine Schritte, die bereits positive Veränderungen bringen und zu besserem Wohlbefinden führen. Und je besser es uns physisch und psychisch geht, umso weniger anfällig sind wir. Und umso schneller erholen wir uns, wenn wir krank werden.