Schon von weitem ist er auf der Kurpromenade zu sehen, der Trinktempel von Bad Schmiedeberg. Unter der Kupferkuppel, umrahmt von acht Säulen, steht das bronzene Kurfürstenpaar Friedrich und Margaretha. Sie heben ihre Krüge, um allen Besuchenden das heilende und stärkende Wasser anzubieten.
Die beiden sind aber auch ein Zeugnis dafür, dass sich der Gang ins Ungewisse durchaus lohnen kann: So genau wusste nämlich niemand, was die Bohrungen unter der Kuranlage Bad Schmiedebergs zu Tage bringen würden – oder ob überhaupt etwas gefunden würde. Aufzeichnungen in den geologischen Archiven ließen lediglich auf Wassereinlagerungen in den tiefliegenden Granitschichten hoffen. Dass Kurgäste und Patienten heute tatsächlich gesundheitsförderndes Wasser aus drei Brunnen genießen können, war aber längst nicht absehbar, als in 1990er Jahren zwischen den Moorküchenwerkstätten und dem Badehaus die erste Bohrung ansetzte.
„Alles viel zu trocken“, so die Einschätzung der Geologen. Aber Bad Schmiedeberg wäre nicht Bad Schmiedeberg, wenn man sich vom ersten Gegenwind stets würde abhalten lassen. Es wurde also weitergebohrt – und plötzlich sprudelte es, das Wasser, zunächst in 136 Metern, dann in 215 Metern und nochmals einige Jahre später in 362 Metern Tiefe. Trotzdem wurden Geduld und Zuversicht weiter auf die Probe gestellt. Erst die Analysen sollten zeigen, ob auch wirklich Heilwasser gefunden wurde.
Am Ende waren die Tests alle erfreulich: Und so erhielt Bad Schmiedeberg eine neue Zertifizierung, nicht mehr nur als Moor-, sondern auch als Mineralheilbad. Und wir können heute unserer Gesundheit etwas Gutes tun, wenn wir im Trinktempel (am Margarethenbrunnen oder am Kurfürstenbrunnen) sowie im Kurpark (am Moritz-Hauswald-Brunnen) einen Becher füllen.
Salzig schmeckt es, das Heilwasser. Doch was genau ist drin? Und wofür ist es gut? Das frage ich Uwe Hesse, Marketingleiter des Eisenmoorbades. Wie er erklärt, findet sich in allen Brunnen fluoridhaltiges Wasser, das gut ist für die Zähne, zum Schutz vor Karies, aber auch allgemein bei Magenbeschwerden und zur Behandlung von Osteoporose. Zudem wird das Margarethenwasser für die Moorbäder verwendet, denn das Nass der 40‘000 Jahre alten Quelle ergänzt die heilenden Eigenschaften des Badetorfs aufgrund seiner Mineralisierung auf besondere Weise.
Aus den anderen beiden Brunnen sprudelt laut Hesse Wasser, das neben Fluorid noch Natrium, Sulfat sowie Hydrogencarbonat bzw. Chlorid enthält. Kurz zusammengefasst ist dies förderlich für den Blutdruck und einen ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt, für Leber und Galle, eine reibungslose Verdauung und gesunde Harnwege. Also schlicht für ein allgemeines Wohlbefinden.
Die größte Überraschung der Bohrungen in Bad Schmiedebergs Untergrund aber war das Radon. Für den Kurort stellte der Fund einen zusätzlichen Glückstreffer dar, denn in der deutschen Bäderlandschaft sind Radonvorkommen selten. Gleichzeitig ist Radon eines der wirksamsten Heilmittel, das körpereigene Selbstheilungskräfte aktiviert, indem es den Zellstoffwechsel und das Immunsystem stimuliert. Eingesetzt wird es vorab bei rheumatischen Erkrankungen, aber auch in der Schmerztherapie.
Am stärksten mineralisiert ist das zuletzt gefundene Wasser aus dem Moritz-Hauswald-Brunnen, wie Uwe Hesse weiter ausführt. Mehr als einen Liter täglich sollte man davon nicht trinken. Das wird nicht nur den Kurgästen und Rehapatienten geraten, sondern auch allen Einwohnern, die aus den öffentlich zugänglichen Quellen das Wasser in Flaschen abfüllen und nach Hause nehmen können.
Wie lange die Heilwasser sprudeln werden, ist laut Hesse ungewiss. Ein Risiko, das auch andere Mineralheilbäder kennen. Vorerst scheinen die Quellen jedoch in allen Brunnen unerschöpflich. Und so stehen Margaretha und Friedrich mit ihren immer vollen Krügen da – unermüdlich und einladend.
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