Wie das Dreiländereck nach Bad Schmiedeberg kommt

Im Bad Schmiedeberger Stadtwald gibt es eine Waldwegekreuzung mit dem Namen Dreiländereck. Diese Stelle befindet sich etwa einen Kilometer westlich von der Schönen Aussicht am H-Weg. Woher kommt der Name Dreiländereck? Treffen oder trafen hier einst drei Länder aufeinander?

Die Wegekreuzung liegt auf anhaltischem Gebiet und Sachsens Landesgrenze ist nicht weit. Doch welches dritte Land könnte hier eine Rolle spielen? Oder stammt diese Bezeichnung vielleicht noch aus Preußens Zeiten?

Blick ins Archiv

Einer, der die Antwort weiß, ist Jürgen Kristin aus Söllichau. Er verweist auf die ältesten erhalten gebliebenen Karten der Dübener Heide, die sogenannten Öder-Zimmermann-Karten (Hauptstaatsarchiv Dresden), datiert um die Zeit 1614 bis 1634. So traf seines Wissens nach zirka vier Kilometer südwestlich von Bad Schmiedeberg einst der „Kurfürstlich Sächsische Wald“ auf das „Rathsholtz zu Schmiedebergk“ und die „Globicke Heyde“ des Hans von Löser. So weiß der Heimatfreund von einem Zusammentreffen dreier Ländereien verschiedener Eigentümer, einem eigentlichen Dreigrenzeneck, aus dem im Volksmund im Lauf der Jahre das Dreiländereck wurde.

Geschichtsträchtiger Fleck

Die Erstellung des Kartenwerks der ersten kursächsischen Landesaufnahme vom sächsischen Landvermesser und Kartograf Matthias Öder und seinem Neffen Balthasar Zimmermann, dauerte einige Jahrzehnte. Die seinerzeit ausgewiesenen Grenzen blieben über mehrere Jahrhunderte weitgehend erhalten und sind teilweise bis heute im Wald durch Grenzgräben, Grenzhügel und Grenzsteine sichtbar.

Neben dem Kursächsischen Wald ist zweiter Waldbesitzer die Stadt Bad Schmiedeberg mit dem „Rathsholtz“ – heute der bekannte Stadtwald – einst zu großen Teilen ein Geschenk des Kurfürsten Friedrich II. von Sachsen-Wittenberg, der die Stadt nach seiner Hochzeit mit Margaretha von Österreich 1431 besuchte. Das Fürstengeschenk zum Aufbau der zerstörten Stadt ist Ursprung für das Margarethenfest.

Als dritter Waldbesitzer tritt die Familie Löser, die über großen Einfluss am Sächsischen Hof verfügte, in Erscheinung. Dieses Adelsgeschlecht war seit 1420 mit dem Erbmarschallamt von Kursachsen belehnt, besaß von 1325-1647 die Herrschaft Pretzsch an der Elbe und ging unter anderem als Erbauer des Reinharzer Schlosses in die regionale Geschichte ein.

Von Liedern und Bibern

Auch heute bildet das Dreiländereck eine Art Grenze und zwar zwischen dem Landeswald, der zum Revier Lutherstein gehört und unter der Leitung des Revierförsters Steffen Girke bewirtschaftet wird und dem Bad Schmiedeberger Stadtwald, den Revierförster Tobias Stichel vom Betreuungsforstamt Dessau im Auftrag der Kommune betreut und bewirtschaftet.

Am Dreiländereck führt der länderübergreifende Wanderweg der Lieder, der die beiden Kurstädte in der Dübener Heide miteinander verbindet vorbei, und auch die Heide-Biber-Tour streift diesen Ort.

 

Wanderungen mit Heike Nyari:

Samstags, 13 Uhr, Treffpunkt beim Trinktempel

 

Heike Nyari schreibt für die regionale Presse u. a. für den „Dübener Wochenspiegel“, beschäftigt sich mit Heimatgeschichte und dem Naturpark Dübener Heide.

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