4,6 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. In rund 65 Prozent der Fälle sind es Angehörige, die laut Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend die Pflege übernehmen. Aber was, wenn diese selbst eine Auszeit oder Reha benötigen? Im Eisenmoorbad bestehen genau darauf ausgerichtete Angebote.
Als pflegebedürftig gemäß Gesetz gelten Menschen, die in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt und für mindestens ein halbes Jahr auf Hilfe angewiesen sind. Ausschlaggebend für die Feststellung der Pflegebedürftigkeit sind Einschränkungen in folgenden Bereichen:
Mobilität
Bewegungsfähigkeit wie Positionswechsel im Bett, Fortbewegen im Wohnbereich oder Treppensteigen
Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
Sprechen; Verstehen; zeitliche und örtliche Orientierung; Risikoeinschätzung; Entscheidungsfähigkeit
Verhaltensweisen und psychische Schwierigkeiten
Ängste; Belastungen; selbstverletzendes und aggressives Verhalten; depressive Stimmung
Selbstversorgung
selbstständiges Waschen und Anziehen; Zubereitung von Nahrung; Essen und Trinken; Toilettengang
Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Belastungen
Medikamenteneinnahme; Wundversorgung; Blutzuckermessungen o. Ä.; Nutzung von Hilfsmitteln wie Rollator oder Prothese; selbstständige Arztbesuche
Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
eigenständige Tagesgestaltung; zwischenmenschliche Interaktionen; Kontaktpflege
Das Gutachten erfolgt nach einem Punktesystem. Die ermittelte Gesamtpunktzahl bestimmt die Höhe des Pflegegrades (1 bis 5).
Physische und psychische Belastung
Die Zahl der Pflegebedürftigen nahm in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu und lag Ende 2021 bei rund 4,6 Millionen Menschen. Vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt – zu einem großen Teil von deren Angehörigen. Die damit verbundenen Herausforderungen und Belastungen sind nicht zu unterschätzen: Die Pflege ist körperlich anstrengend, muss oft mit Beruf und Familie vereinbart werden und wirkt sich finanziell, aber auch auf Freizeit und soziale Kontakte aus. Dieser Druck führt die Betroffenen oft an die Grenzen ihrer (physischen und psychischen) Kraft.
Professionelle Pflege während Reha
Um die Pflegenden zu entlasten und ihnen eine Auszeit zu ermöglichen, haben diese das Recht auf eine (in der Regel dreiwöchige) Reha. Damit die Frage, wie die pflegebedürftigen Angehörigen in dieser Zeit unterkommen, nicht zusätzlich belastet, bietet das Eisenmoorbad die Möglichkeit an, dass beide während der Reha untergebracht und betreut werden. Das kann entweder im selben Zimmer sein, dann wird der zu pflegende Angehörige vom ambulanten Pflegedienst betreut. Oder die pflegebedürftige Angehörige wird in den hauseigenen Pflegeeinrichtungen zur Kurzzeitpflege untergebracht.
Natürlich gilt dasselbe für private Reha- und Kurgäste und ihre pflegebedürftigen Angehörigen. Ebenfalls möglich, aber selten genutzt wird das Angebot von Patientinnen und Patienten, die nach einer Operation zur Anschlussrehabilitation kommen, da sie meist für ihre Angehörigen während der Dauer des Krankenhausaufenthaltes bereits eine andere Lösung finden mussten.
Beste Voraussetzungen im Eisenmoorbad
Dass ein Angebot für Gäste mit pflegebedürftigen Angehörigen überhaupt aus einer Hand gestellt werden kann, ist nicht selbstverständlich. Das Eisenmoorbad verfügt mit dem „Haus Heideland“ und dem Pflegezentrum „Am Kurpark“ über insgesamt 163 Pflegeheimplätze sowie über eine häusliche Krankenpflege. Damit sind die räumlichen Voraussetzungen, aber vor allem auch das fachliche Know-how gewährleistet.
Und wie wichtig das Angebot ist, zeigt sich nicht nur daran, dass es von manchen Gästen regelmäßig in Anspruch genommen wird. Immer wieder erreichen uns auch Anfragen von pflegenden Partner*innen, die explizit nur dann zur Reha kommen möchten, wenn sie ihre pflegebedürftigen Angehörigen auch mitnehmen können.
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Autor: Steffen Conradt ist seit 2020 Pflegedirektor und Einrichtungsleiter der Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg-Kur-GmbH.