Von Ostfriesland bis Marokko, von Großbritannien bis China – Tee hat in vielen Kulturen einen hohen Stellenwert. Auch im Eisenmoorbad wird wöchentlich eine Teestunde zelebriert. Eine kleine Reise rund um die Welt zu den wichtigsten Ritualen und Bräuchen des Teetrinkens.
China
Wann genau mit dem Anbau von Tee begonnen wurde, ist nicht bekannt. Schon im Jahr 221 v. Chr. wurde auf Tee jedoch eine Steuer erhoben. Später soll Tee insbesondere in den oberen gesellschaftlichen Schichten den davor verbreiteten Alkohol verdrängt haben. Vermutet wird, dass dies mit der Verbreitung des Buddhismus einher ging. Mönche tranken Tee entweder als Medizin oder als Wachmacher. Neben schwarzem und grünem Tee werden gemäß Wikipedia weißer, gelber und roter Tee unterschieden. Hinzu kommen der Oolong-Tee (ein spezieller Grüntee) und die regionale Spezialität des Pu-Erh Tees. Während der Kulturrevolution wurde die öffentliche Teekultur unterdrückt. Heute ist Tee wieder offiziell Teil der chinesischen Kultur – und vor allem auch ein bedeutender Wirtschaftszweig.
Japan
Die japanische Teekultur ist ursprünglich von China inspiriert, hat sich dann aber zu einer eigentlichen Kunst entwickelt. Teezeremonien folgen einem komplexen Ablauf, der mit der Philosophie des Zen Buddhismus verwoben ist, je nach Region aber variiert. Es geht nicht nur ums Teetrinken, sondern um eine Reise zu sich selbst. Mit dem Pfad, der durch den Garten eines Teehauses führt, lässt ein Gast den Alltag hinter sich, danach reinigt man sich Mund und Hände. Als Zeichen von Demut und Respekt wird der Teeraum auf Knien betreten. Nun folgt ein leichtes Essen, und erst anschließend beginnt die eigentliche Zeremonie, bei der oft Matcha- und Grüntee serviert werden. Getrunken wird ebenfalls nach festen Regeln, schweigend und reihum nacheinander.
Tibet
Nachdem auch in Tibet die Teekultur zunächst von China geprägt war, etablierte sich eine eigene Richtung, rund um den sogenannten Buttertee. Zubereitet wird er mit Yakbutter und Salz – für unseren Geschmack eher befremdlich. Getrunken wird meist aus Holzschalen, besser gestellte Familien benutzen Gefäße aus Keramik, Silber oder Jade. Aus jüngerer Zeit bekannt ist zudem eine süße Variante von Tee, der mit Milch und Zucker aufgekocht wird. Tee anzubieten ist eine gast- und freundschaftliche Geste. Quasi als Gegenleistung wird der Tee ausgiebig gelobt. Jedem, der seine Schale zur Hälfte ausgetrunken hat, wird automatisch nachgeschenkt. Die Schale ganz auszutrinken signalisiert, dass man gehen möchte.
Großbritannien
Mitte des 17. Jahrhunderts wurde aus China importierter Tee langsam in der englischen Oberschicht populär. Unter anderem soll die portugiesische Prinzessin Katharina von Braganza nach ihrer Heirat mit König Karl II. ihre Leidenschaft für Tee mit auf die Insel gebracht haben. Auch Königin Anne soll zum Frühstück lieber eine Tasse Tee getrunken haben als das damals übliche Warmbier. Der berühmte Afternoon Tea, der unserer Kaffee-und-Kuchen-Kultur ähnelt, wird auf eine Hofdame von Königin Victoria zurückgeführt. Zu Schwarztee mit Milch werden kleine Sandwiches, Scones sowie Kuchen oder Kekse serviert.
Maghreb (Nordafrika)
In den nordafrikanischen Ländern wird Grüntee getrunken. Zubereitet wird er traditionellerweise von Männern. Der Tee wird bis zu 15 Minuten aufgekocht, mit Zucker versetzt und nochmals zum Kochen gebracht. Frische Minze kann beim Kochen oder in den Gläsern beigeben werden. Gästen werden meist drei Gläser angeboten, denn gemäß einem dortigen Sprichwort soll das erste „bitter wie das Leben, das zweite stark wie die Liebe und das dritte sanft wie der Tod“ sein.
Türkei
Türkischer Çay ist schwarz und wird gesüßt getrunken. Zubereitet wird der Tee in einem speziellen Kochgefäß mit zwei Behältern, einem für das Wasser und einem für die Teeblätter. Je nach Geschmack kann der starke Grundtee individuell nochmals mit Wasser verdünnt werden. Teetrinken hat auch in der Türkei eine hohe soziale Komponente. In den traditionellen Teehäusern treffen sich hauptsächlich Männer, um zu plaudern und sich bei Brettspielen die Zeit zu vertreiben.
Ostfriesland
In Deutschland hat insbesondere die ostfriesische Teekultur Tradition. Seit 2016 gehört sie zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Bis zu sechs Teezeiten sollen im Alltag der Ostfriesen, die denn auch als Teeweltmeister gelten, keine Seltenheit sein. Bevor die Schwarzteemischung eingegossen wird, kommt ein Stück Kandiszucker in die Tasse. Zuletzt wird Sahne als Wölkchen beigebeben. Umgerührt werden soll nicht, und so entsteht ein besonderes Geschmackserlebnis: cremig, herb und süß.
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Teestunde im Eisenmoorbad
Jeden Mittwoch um 18 Uhr (im Sommer alle zwei Wochen) gibt es im Kneipp-Therapiezentrum ebenfalls eine Teezeremonie. Christina Bähschnitt und ihre Kolleginnen stellen jedes Mal verschiedene heimische Kräuter vor und erzählen dazu allerlei Wissenswertes, Historisches und Geheimnisvolles. Die Kräuter können begutachtet und dann natürlich auch als Tee aufbereitet gekostet werden. Neben der Heilwirkung erfahren die Gäste auch, wie die Kräuter in der Küche verwendet werden können. Die regionale Verfügbarkeit ist für die Auswahl der einzelnen Teekräuter wichtig. „Wir wollen die Gäste auch dazu anregen, raus in die Natur zu gehen“, so Christina Bähschnitt. Für sie ist die Wirkkraft der Pflanzen immer wieder von Neuem faszinierend. Dabei freut sie sich im Rahmen der Teestunden auch über den gemeinschaftlichen Austausch, der jedes Mal entsteht. Ihre persönliche Lieblingspflanze ist die Brennnessel: „Dieses widerspenstige Pflänzlein ist so unglaublich vielschichtig in der Anwendung, liefert Eiweiß, Vitamin C und Eisen, entwässert und wirkt zum Beispiel gegen Rheuma.“
Für die Teestunde melden Sie sich bitte im Kneipp-Therapiezentrum an.
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Autorin: Bettina Bichsel bloggt für das Eisenmoorbad rund um Lesenswürdiges, Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches.