Angesichts der schrecklichen Ereignisse in der Ukraine ist das Thema Corona in der Öffentlichkeit zwar etwas in den Hintergrund gerückt. Nach wie vor aber beeinflusst das Virus unseren Alltag. Und erste Studien zeigen: Die Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung sind nicht zu unterschätzen. Im Eisenmoorbad ist deshalb ein spezifisches Behandlungskonzept zur Anwendung bereit.
SARS-CoV-2, wie das Coronavirus in der Fachsprache heißt, gibt auch Wissenschaftlern und Ärzten immer noch viele Rätsel auf. Ein Bereich, der nun nach und nach weiter erforscht wird, sind die Langzeitfolgen einer Erkrankung, bekannt als Long-Covid.
Die Symptome sind vielfältig:
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- Atemnot oder Kurzatmigkeit
- Kopf- und andere Schmerzen im ganzen Körper
- Schlaf-, Konzentrations-, Gedächtnis- oder Wortfindungsstörungen
- Taubheit in Händen oder Füßen
- Beeinträchtigung des Geschmacks- und/oder Geruchsinns
- Übelkeiten, ggf. Erbrechen, Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Trakts
Egal wie alt, es trifft viele
Neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Langzeitfolgen bei vielen Corona-Erkrankten auftreten – und zwar unabhängig davon, wie schwer der Krankheitsverlauf war oder ob die Betroffenen die Infektion überhaupt bemerkten. In einer Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz waren es rund 41 Prozent der (wissentlich und unwissentlich) Infizierten, die Symptome aufwiesen. In einer Meta-Studie aus verschiedenen Ländern lag die Zahl sogar noch höher, bei über 50 Prozent der Betroffenen, die mindestens sechs Monate nach einer Erkrankung noch Symptome verspürten. Viele fühlen sich nachhaltig in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Außerdem kann es Menschen jeden Alters treffen.
Ungewissheit löst Ängste aus
Dr. Gabriele Karanis, Chefärztin Orthopädie im Eisenmoorbad, behandelt mittlerweile immer mehr Patientinnen und Patienten, die zwar mit einer anderen Erstdiagnose zur Aufnahme nach Bad Schmiedeberg kommen, aber als Begleiterkrankung Long-Covid mitbringen. Und sie sieht, wie stark die Folgen der Virusinfektion die Menschen beeinträchtigen: „Es gibt Patientinnen und Patienten, die ihrem Beruf über Monate hinweg nicht nachgehen können oder aufgrund der Covid-Erkrankung nicht in der Lage sind, ihren Alltag zu managen. Da kommen existenzielle Ängste auf. Vor allem auch, weil man nicht weiß, wie lange die Beschwerden anhalten.“
Behandlungsplan des Eisenmoorbades
Um gezielt auf das komplexe Krankheitsbild von Long-Covid eingehen zu können, ist aus ihrer Sicht ein spezifisches Behandlungsprogramm unabdingbar. Im Eisenmoorbad wurde darum ein entsprechendes Konzept entwickelt, das modulartig auf die jeweiligen Bedürfnisse der Betroffenen angewandt werden kann. Dabei werden folgende Bereiche abgedeckt:
- Physiotherapie: beinhaltet u. a. Krankengymnastik und Atemschulung
- Ergotherapie: fördert die kognitive Leistungsfähigkeit und mindert Alltagseinschränkungen
- Sporttherapie: fokussiert auf Ausdauer und Kraft der Muskulatur wie auch des Herz-Kreislauf-Systems
- Inhalationstherapie: zum Einsatz kommen die neuen Salzangebote, insbesondere die Salzlounge und das Gradierwerk
- Wassertherapie: ermöglicht ein schonendes Ausdauer- und Krafttraining und hilft gegen Gelenk- und andere Schmerzen, aber auch bei Erschöpfung
- Psychologische Unterstützung: in Einzel- und Gruppensettings werden die mit der Erkrankung verbundenen seelischen Belastungen thematisiert
- Entspannungstechniken: gezeigt werden Möglichkeiten zur mentalen Entspannung und zur Muskelentspannung gegen Schmerzen, Ängste, Schlafstörungen etc.
- Ernährungsberatung: wirkt begleitend etwa bei Mangelerscheinungen, Übergewicht oder entzündlichen Krankheitssymptomen
Kostenträger am Zug
Im Eisenmoorbad hofft man, dass die Zusammenarbeit mit den Kostenträgern rasch anläuft, um den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Behandlung bieten zu können, die an die Beschwerden angepasst ist. Bis die Krankenkassen das neue Angebot in ihren Leistungskatalog aufnehmen, werden die Betroffenen in der orthopädischen und gynäkologischen Klinik, bei denen Long-Covid als Nebendiagnose mitgebracht wird, laut Dr. Gabriele Karanis mit den bestehenden Behandlungsangeboten aufgefangen.
Menschen, die mögliche Long-Covid-Symptome bei sich beobachten, empfiehlt sie, zu ihrem Hausarzt zu gehen. Zunächst gelte es, andere Ursachen auszuschließen. Bei diesen Abklärungen dienen Hausärzte sinnvollerweise als Schaltstelle. Zudem gibt es mittlerweile Covid-Spezialambulanzen, und bei schweren Fällen, die eine schnelle Abklärung erfordern, kann der Gang in eine Klinik für Diagnostik angezeigt sein. Auch hier kann der eigene Hausarzt beratend zur Seite stehen.
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Autorin: Bettina Bichsel bloggt für das Eisenmoorbad rund um Lesenswürdiges, Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches.