Eigentlich sollte sie ja abgeschafft werden, die Zeitumstellung. Aber wie das so ist mit den bürokratischen Mühlen: Sie mahlen oft nicht sonderlich schnell. Und zugegebenermaßen stehen mit Corona, Brexit & Co. gerade andere Themen weit höher auf der europapolitischen Prioritätenliste. Darum müssen wir am Sonntag nicht nur die Uhren, sondern auch unsere Körper wieder auf Winterzeit umstellen.
Immerhin: Der Wechsel von Sommer- auf Winterzeit ist für unseren Organismus in der Regel leichter zu handhaben als die umgekehrte Zeitumstellung im Frühling. Wenn es in der Nacht von Samstag auf Sonntag also wieder heißt, die Uhren zurückzudrehen, freuen sich die meisten erst einmal über eine Stunde mehr Schlaf. Dennoch bringt die Zeitumstellung auch immer wieder Veränderungen mit, die den Biorhythmus beeinflussen können. Vergleichbar ist das mit einer Art Jetlag, wenn wir im Flugzeug innert weniger Stunden von einer Zeitzone in die andere reisen und damit erst einmal klarkommen müssen. Unsere innere Uhr braucht dann ein paar Tage, um sich an die veränderten Zeitbedingungen zu gewöhnen. Regelmäßige Umfragen der DAK-Gesundheit zeigen, dass viele Menschen Beeinträchtigungen durch die Zeitumstellung spüren. Beim letzten Wechsel auf die Winterzeit waren es 29 Prozent der Befragten, die vor allem unter Müdigkeit und Schlafproblemen litten.
Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass unser Körper durch die früher einsetzende Dämmerung auch eher mit der Produktion des Schlafhormons Melatonin beginnt. Wir können diesen natürlichen Prozess unterstützen und unserem Organismus helfen, indem wir unsere üblichen Schlaf- und Essenzeiten sowie sonstige Routinen, die zu unserem Abendprogramm gehören, etwas nach vorne verschieben. Bereits in den Nächten direkt vor der Zeitumstellung sollten wir versuchen, etwas länger zu schlafen. So ist der Biorhythmus auf die zusätzliche Schlafstunde vorbereitet. Allerdings hilft es auch nichts, sich zu zwingen, im Bett zu bleiben. Wer aufwacht, weil es ja durch die Zeitumstellung nochmals früher hell wird, sollte aufstehen – dann aber auch auf den Mittagschlaf verzichten, um abends wirklich müde zu sein.
Die dunklere Jahreszeit schlägt uns zudem allgemein gerne mal aufs Gemüt. Dagegen hilft, für ausreichend Bewegung an der frischen Luft zu sorgen, zum Beispiel mit einem täglichen 30-minütigen Spaziergang. Achten Sie auch sonst darauf, möglichst viel Tages- und vor allem Sonnenlicht zu tanken, damit sich Ihr Vitamin-D-Speicher wieder auffüllt. Fühlen Sie sich extrem abgeschlagen, erschöpft und lustlos, können Sie bei Ihrem Arzt einen allfälligen Vitamin-D-Mangel abklären. Allenfalls hilft dann eine Lichttherapie.
Machen Sie Dinge, die Ihnen Spaß bereiten, und halten Sie Ihre sozialen Kontakte trotz Corona-bedingten Einschränkungen aufrecht. Der zwischenmenschliche Austausch ist für unser Wohlbefinden essentiell – und Lachen ist ohnehin die beste Medizin. Auch Farben wirken sich positiv auf unsere Stimmung aus. Das können Sie nicht nur beim morgendlichen Blick in den Kleiderschrank im Hinterkopf behalten, sondern auch beim Kochen und Essen. Überhaupt können wir uns mit ausgewählten Nahrungsmitteln viel Gutes tun. Rote Bete beispielsweise enthält das stimmungsaufhellende Betain. Grünkohl, Spinat oder Hülsenfrüchte bieten Folsäure, welche die Produktion des Glückshormons Serotonin ankurbelt. Chili regt die Endorphin-Bildung an, was uns ebenfalls happy macht. Eisenhaltige Lebensmittel wie Feldsalat, Walnüsse, Leinsamen oder Hülsenfrüchte helfen gegen Müdigkeit. Kalium (unter anderem in Kartoffeln, Karotten, Birnen und Pflaumen) ist gut für das Nervensystem. Und Magnesium, das beispielsweise in Haferflocken, Vollkornreis oder Erbsen enthalten ist, lindert das Stressempfinden. In der chinesischen Medizin gilt Safran als „Gewürz der Glückseligkeit“, aber auch Kurkuma, Rosmarin und Thymian enthalten Stoffe, die stimmungsaufheiternd wirken. Gleiches gilt für Johanniskraut (als Tee oder Nahrungsergänzungsmittel) sowie für Melisse, Lavendel, Rosen- oder Orangenblüten, sei es als Tee oder Badezusatz.
Und wie sieht es denn nun mit der 2019 vom EU-Parlament beschlossenen Abschaffung der Zeitumstellung aus? Dass der Plan wie vorgesehen kommendes Jahr umgesetzt wird, ist höchst unwahrscheinlich. Denn die Länder müssen sich entscheiden, ob sie eine dauerhafte Sommer- oder Winterzeit einführen wollen. Dabei wäre ein koordiniertes Vorgehen erwünscht. Ganz einfach gestaltet sich die Entscheidung allerdings nicht, was allein schon der Blick auf Deutschland zeigt: Hier würde die dauerhafte Sommerzeit bedeuten, dass die Sonne rund um den kürzesten Tag deutlich später, das heißt gegen 09:30 Uhr aufgehen würde. Umgekehrt würde sich der Sonnenuntergang bei einer dauerhaften Winterzeit rund um den längsten Tag vorverschieben auf ca. 20:30 Uhr. Weder für die eine noch die andere Lösung gab es bisher ein klares Ja. So werden wir uns wohl auch nächstes Jahr wieder damit abfinden müssen, dass uns im Frühling eine Stunde geklaut wird, die wir erst im Herbst zurückerhalten.