Schmerzen – ob akut oder chronisch – sind in der Reha ein zentrales Thema. Wie gelingt es, im Alltag damit umzugehen, neuen Lebensmut zu finden und sich wieder wohl zu fühlen, selbst wenn Schmerzen zum ständigen Begleiter werden?
Die meisten Patientinnen und Patienten, die bei uns die Reha verbringen, kennen es: Schmerzen sind Teil oder Folge ihrer Erkrankung. Medikamente können helfen, Schmerzen zu lindern, aber nicht immer ist es möglich, zu einem komplett schmerzfreien Alltag zurückzukehren.
Gerade wenn Letzteres der Fall ist, werden Schmerzen für viele zur Belastung, die über die physischen Auswirkungen hinausgeht:
- Da ist die Sorge, ob man den beruflichen Anforderungen noch gewachsen ist, ob und wie man den bisherigen Beruf weiter ausüben kann – verbunden mit der Angst vor finanziellen Folgen.
- Da ist die Frage, wie der Alltag bewältigt werden kann und welche Einschränkungen und Beeinträchtigungen mit den Schmerzen einhergehen.
- Da sind die psychosozialen Auswirkungen, denn Schmerzen frustrieren, drücken auf die Stimmung und führen dazu, dass man sich oft lieber zurückzieht oder einfach nicht die Kraft aufbringt, etwas zu unternehmen.
- Da sind die Auswirkungen auf Partnerschaft und andere Beziehungen. Denn nicht nur man selbst muss mit den Veränderungen zurechtkommen, sondern auch das Umfeld.
All diese Faktoren kommen beim Thema Schmerz zusammen.
Gespräche können helfen
Wenn es um die eigene Lebensqualität geht, spielen all diese Faktoren eine Rolle – und eben nicht nur die physische (biologische) Seite des Schmerzes. Psychische und soziale Aspekte haben ebenfalls einen wesentlichen Einfluss und können die Chronifizierung der Schmerzen noch verstärken.
Wie aber können Sie als Betroffene damit umgehen? Ein erster Schritt ist es, das Thema Schmerz und alles, was damit verbunden ist, zu benennen. In Einzelgesprächen bieten wir den Raum dafür. Ob Wut, Trauer, Ängste, Ohnmacht: alle Gefühle dürfen sein. Denn sich einzugestehen, dass Schmerzen da sind und vielleicht nie mehr weggehen werden, ist erst mal eine Belastung.
Was tut gut?
Und doch geht das Leben weiter. Darum hilft es in einem zweiten Schritt, eine realistische Erwartungshaltung zu finden. Während das bei akuten Schmerzen bedeuten kann, ab einem gewissen Punkt wieder schmerzfrei zu leben, steht bei chronischen Schmerzen die Schmerzlinderung im Fokus. Neben Medikamenten können auch andere Dinge helfen, z.B. Wärme, Entspannung, moderate Bewegung. Es gilt herauszufinden, was individuell hilfreich und möglich ist und wie diese Aspekte in den Alltag integriert werden können.
Dabei verfolgen wir im Eisenmoorbad einen ganzheitlichen, multimodalen Ansatz, bei dem alle Fachbereiche zusammenarbeiten: von den ärztlichen Abteilungen über die Physiotherapie bis hin zum psychologischen Dienst und der Ernährungsberatung.
Aktive Krankheitsbewältigung
Ein dritter Schritt ist die innere Haltung. Dabei ist klar: Akzeptanz, Gelassenheit und positives Denken kommen nicht von heute auf morgen. Vor allem am Anfang stehen verständlicherweise die Einschränkungen und Verluste im Vordergrund. Den Blick auf das zu richten, was nach wie vor möglich ist, und sich mit Dingen zu beschäftigen, die Freude bereiten, hilft aber nicht nur, sich mit der Realität abzufinden. Sie sind auch Teil einer aktiven, selbstbestimmten Krankheitsbewältigung.
Angesichts der begrenzten Zeit, die im Rahmen einer Reha zur Verfügung steht, ist es unser Ziel, Denkanstöße und Impulse für die Zeit danach zu vermitteln. Je nach persönlicher Situation kann es sinnvoll sein, zusätzliche Unterstützung zu suchen, beispielsweise in Form einer psychologischen Begleitung.
Zusammengefasst lässt sich festhalten: Schmerzen beeinflussen die Lebensqualität. Es gilt, neue Wege zu finden, eine gute Balance zwischen Aktivitäten und Ruhephasen zu etablieren und den Fokus auf das zu legen, was das Wohlbefinden steigert.
***
Autorin: Annette Dimter, Diplom-Psychologin und Psychoonkologin
Foto: Kindel Media (Pexels)