Ein Armbad nach Kneipp Blog Bad Schmiedeberg

Ein Bad für alle Fälle

Armbad, Fußbad, Sitzbad, Vollbad, Halbbad? Auf den ersten Blick scheinen die Bäder-Variationen von Kneipp leicht verwirrend. Darum hier ein kleiner Überblick.

Dass die Hydrotherapie, also die Anwendungen mit Wasser, bei Sebastian Kneipp eine wesentliche Rolle spielt, ist nichts Neues. Und genau wie bei den Güssen unterscheidet er auch bei den Bädern eine ganze Reihe verschiedener Varianten. Bad ist also nicht gleich Bad. Im Gegenteil: Je nach Wassertemperatur, Körperpartie(n) und Badedauer kann laut Kneipp «in der mannigfaltigsten Weise auf den Körper eingewirkt werden».

Kneipp beschreibt mehr als ein Dutzend Bäder. Meist gibt es eine Variante mit warmem und eine mit kaltem Wasser. Hinzu kommen Wechselbäder sowie temperaturansteigende Bäder. Absteigende Temperaturen, das heißt von warm zu kalt, sind selten.

Bevor wir die wichtigsten Bäder kurz vorstellen, noch ein paar Grundlegende Informationen:

Von warmen Bädern sprechen wir bei einer Wassertemperatur zwischen 36 und 38°C. Als Badedauer empfehlen sich 10 bis max. 20 Minuten. Danach folgen ein kaltes Abduschen und Bettruhe.

Bei kalten Bädern beträgt die Wassertemperatur maximal 18°C und die Dauer 6 – 30 Sekunden. Trocknen Sie sich nicht ab, sondern streifen Sie das Wasser nur ab. Und sorgen Sie in jedem Fall dafür, dass Ihr Körper vor dem Bad gut aufgewärmt ist.

Für Wechselbäder braucht es zwei Badegefäße, eines mit warmem und eines mit kaltem Wasser. Machen Sie zwei Durchgänge: warm-kalt, warm-kalt. Verweilen Sie im warmem Wasser 5 – 10 Minuten und im kalten 10 Sekunden.

Temperaturansteigende Bäder beginnen kalt, dann wird kontinuierlich warmes Wasser beigegeben. Insgesamt dauert eine Anwendung rund 20 Minuten. Danach empfiehlt sich ebenfalls Bettruhe.

Vollbad (warm)

Ein warmes Vollbad mag bei sommerlichen Temperaturen nicht die erste Wahl sein, ist aber herrlich entspannend, z.B. nach einem stressreichen Tag. Es sorgt für die seelische Balance, hilft gegen Muskelverspannungen und bei Schlafstörungen (sofern letztere nicht hitzebedingt sind). Auch bei Arthrose ist ein warmes Bad wohltuend und lindert die Beschwerden. Abzuraten ist hingegen bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen wie Arthritis, Herzbeschwerden oder Krampfaderleiden. Und ganz allgemein rät Kneipp, es nicht zu übertreiben mit den warmen Vollbädern, sondern maximal eines pro Woche zu nehmen.

Halbbad (kalt)

Beim Halbbad reicht das Wasser in der Badewanne nur bis zum Nabel. Mit kaltem Wasser wird es zu einem Stimmungsaufheller. Es stärkt, kräftigt die Nerven und entspannt. Darum ist es unter anderem bei Stress, nervösen Magen- und Darmbeschwerden, aber auch bei Venenleiden geeignet. Zugleich empfiehlt Kneipp die Anwendung beispielsweise nach überstandenen Erkrankungen. Frauen sollten kein kaltes Halbbad während der Menstruation nehmen; für alle gilt dasselbe bei Blasenentzündungen, Durchfall, mit gereiztem Ischiasnerv oder allgemein bei Kältegefühl. Fangen Sie mit ein paar Sekunden an und wärmen Sie sich anschließend im Bett auf.

Sitzbad (warm)

Sie brauchen eine Sitzbadewanne. Die Füße können Sie während des Bades bequem auf einen kleinen Schemel platzieren. Damit der Körper nicht auskühlt, legen Sie eine Decke um sich. Die Wärme wirkt wohltuend auf Blase und Niere, hilft also beispielsweise bei Blasenentzündungen. Auch bei Periodenschmerzen, Hämorrhoiden und Prostatavergrößerungen kann das Sitzbad Linderung bringen. Es lockert zudem die Beckenmuskulatur.

Fußbad (kalt)

Oberstes Gebot beim kalten Fußbad: Die Füße müssen warm sein, bevor sie ins kalte Wasser kommen. Dann wirkt das Bad stärkend, macht widerstandsfähig und erfrischt. Nicht nur bei Krampfadern, auch bei Kopfschmerzen, akuten Gichtanfällen, Nasenbluten oder Einschlafproblemen kann ein kaltes Fußbad Abhilfe schaffen. Bei Harnwegsinfekten, Raucherbeinen, Ischiasproblemen und während der Menstruation sollten Sie jedoch auf ein kaltes Fußbad verzichten. Und nach dem Bad stecken Sie die Füße am besten in warme Socken.

Wechselfußbad

Das Wechselfußbad wirkt, so hielt Kneipp fest, «auf Kopf und Hals, es leitet das Blut von Brust und Unterleib noch mehr abwärts und wirkt kräftigend und abhärtend auf den ganzen Körper.» Wer anfällig ist für Infekte, zu Kopfschmerzen und Migräne, aber auch zu kalten Füßen neigt, kann das Wechselbad genauso ausprobieren wie Menschen, die Kreislaufprobleme oder Schlafstörungen haben. Abgeraten wird bei Krampfadern, Nervenentzündungen oder Krämpfen in den Beinen.

Armbad (kalt)

Wir haben schon ein paar Mal darüber geschrieben, dass das kalte Armbad auch als Kneipp’scher Espresso gilt. Dabei ist es noch gesünder, denn es regt nicht nur an, sondern wirkt gleichzeitig beruhigend auf das Herz. Am besten eignet es sich als Frische- und Energiekick am Nachmittag, auch nach dem Essen. Wenn Sie zu kalten Händen neigen, sorgen Sie vorher dafür, dass sie warm sind.

Armbad (warm)

Dass das arme Armbad Erleichterung bei Arthrose in den Fingern und eine Verbesserung der Beweglichkeit schaffen kann, liegt schon fast auf der Hand. Das warme Armbad wirkt aber auch beruhigend und krampflösend auf Herz, Lunge, Bronchien und den ganzen Bewegungsapparat. Nur bei Lymphödemen in den Armen, Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Krämpfen empfiehlt es sich nicht.

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Autorin: Bettina Bichsel bloggt für das Eisenmoorbad rund um Lesenswürdiges, Medizinisches, Gesundes und Kneipp-Spezifisches.